Rothaarsteig 2013

Samstag, 14.09.13
Nach den Turbulenzen der letzten drei Urlaubswochen bin ich sehr froh, nun tatsächlich eine ganze Woche dem Alltag entfliehen zu können. Der Rothaarsteig befindet sich zum größten Teil in Nordrhein-Westfalen, einem von uns bisher unerforschtem Gebiet. 154 km sind zu bewältigen, Schwierigkeitsgrad mittel bis schwer. Alles kein Problem, eher eine Herausforderung, aber die stürmischen und regnerischen Wetterprognosen machen uns schon ein bisschen Sorgen. Hoffen wir mal, dass alles ganz anders kommt!
Der heutige Tag besteht überwiegend aus Anreise. Zunächst mit dem Zug über Bielefeld nach Paderborn, von dort aus noch eine Stunde mit dem Bus nach Brilon, das mir bis jetzt nur als ein Ort mit einer ungewöhnlich innovativen Bibliotheksarbeit bekannt ist. Dort beginnt der Rothaarsteig.

Eigentlich müssten wir jetzt mit dem Bus weiter nach Petersborn, einem Ortsteil von Brilon, aber das verstößt gegen die Wandererehre. Wenn schon, dann muss jeder Kilometer zu Fuß zurückgelegt werden! Also ziehen wir mit unseren Rollkoffern los über Stock und Stein, bergauf und über steile Treppen hinauf und hinunter.

Manch irritierter oder mitleidiger Blick verfolgt uns, wir werden sogar von einer Autofahrerin angesprochen, ob sie uns behilflich sein könne. Die letzten 800 m laufen wir durch den Regen. Sie reichen aus, uns völlig durchnässt im Hotel ankommen zu lassen. Alles nicht so schlimm, allerdings erreichen uns mehrfach euphorische Nachrichten aus Berlin über das schöne Wetter dort. Das frustriert dann doch ein bisschen. Ein kõstliches Abendbrot entschädigt uns. Bratkartoffeln mit und ohne Schnitzel und dazu wärmenden Grog. Kerstin kommt später zum Essen, sie muss erst ihre Pflichtaufgaben erfüllen, findet aber nichts. Da gerade Brunnenfest ist hier im Ort, mischen wir uns im Schutz der Dunkelheit unter die Einheimischen, lassen uns vom Lagerfeuer räuchern und beobachten die sinkenden Hemmschwellen parallel zum steigenden Alkoholspiegel. Obwohl sich der unsrige auf einem sehr niedrigen Level befindet, rammle ich nachts auf dem Weg ins Bad volle Kanne mit meinem Kopf an die Kante einer Wandschräge. Aua! Der Schmerz wird mich die Woche begleiten.

Sonntag, 15.09.13
Nach einer ansonsten erholsamen Nacht schreiten wir um 8 Uhr zu einem üppig gedeckten Frühstückstisch. Es fehlt uns an nichts. Das Lunchpaket übertrifft ebenfalls alle Erwartungen. Darin befinden sich 4 Stullen, 1 Brötchen, 1 Ei, Wasser, Schnaps, Schokolade und ein Apfel. Kerstin hat schon in nassen Wiesen gebadet auf der neuerlichen Suche nach ihren Caches, leider wieder ohne Erfolg. Sie ist ganz traurig. Dafür kennt sie den weiteren Wegverlauf nun schon sehr gut. Sie kam völlig durchnässt zurück und musste sich vor dem Frühstück schon ein erstes Mal umziehen. Irgendwie trödeln wir ziemlich rum, so dass wir erst 9.30 Uhr starten. Das ist ganz schön spät, weil wir 31 km vor uns haben. Zu Beginn haben wir zudem kleine Orientierungsprobleme, aber schließlich sind wir auf der richtigen Spur. Mit uns starten auch ein Rentnerduo und zwei junge Männer, die uns eine ganze Weile auf den Fersen bleiben. Es ist schon ein bisschen beschämend, wenn ca. 70jährige eine bessere Kondition haben als wir! Wir passieren sehr schöne Wege mit Kunstwerken gespickt, mit herrlichen Aussichten auf das Sauerland, vielen Infotafeln und Sinnsprüchen und lauschigen Rastplätzen.

Manchmal geht Kerstin getrennt von uns, da sie neben dem recht anstrengenden Anstieg zusätzlich ihre Caches sucht und meistens auch findet. Gott sei Dank ist uns das Wetter gnädig. Das Ganze im Regen würde Erschwerniszulage bedeuten. Uns flehen voll behangene Heidelbeersträucher an, sie von ihrer Last zu befreien, was uns zeitlich noch mehr zurückwirft. Eine längere Pause gönnen wir uns aber, schließlich müssen wir unseren Proviant vertilgen.

So geht das dann weiter, bis wir endlich 19.30 Uhr in Küstelberg in unserer Pension ankommen. Auch hier werden wir sehr freundlich empfangen und in großzügigen Appartments untergebracht. Wir gehen noch essen im einzigen geöffneten Gasthof des Ortes, wo wir wiederum eine Herzlichkeit spüren, die uns in diesem Landstrich auf Schritt und Tritt begegnet. Zurück in der Pension, schaffen wir noch 10 min Fernsehen, dann plumpsen uns die Augen zu.

Montag, 16.09.13 und Dienstag, 17.09.13
Gestern hat mir die Motivation zum Schreiben gefehlt, deswegen muss ich heute zwei Tage abarbeiten. Wir sind jetzt bei Kilometer 90 von insgesamt 170, haben also in drei Tagen mehr als die Hälfte geschafft. Heute haben wir einen Zeitungsartikel gelesen, in dem von zwei Männern berichtet wird, die diese Strecke am Stück in 34 Stunden gelaufen sind. Gerd hat nun große Bedenken, dass ich dadurch angestachelt werde, diesen Rekord zu brechen. Doch zurück zu gestern. Nach einem ausgesprochen stilvollen und gemütlichem Frühstück im Haus Sonntag bei einer Wintersportler-Familie mit Pokalen ohne Ende

starteten wir im Regen in den Tag. Wider Erwarten wurde das Wetter geradezu sonnig, was die Bewältigung der 29 km wesentlich erleichterte. Wir kamen immer stückchenweise voran, bis Kerstin wieder einen von ihren zahlreichen Caches suchen musste.

Da ich lieber konstant mein Tempo halte, lief ich meistens schon weiter. Es ging natürlich wieder bergauf und bergab, aber nicht so heftig wie gestern. Die Luft war herrlich frisch, aber auch kalt. Unser Weg führte uns durch Winterberg, einem wohlsituierten Ort, in dem die Reichen und Schönen Urlaub machen. Also nichts für uns. Wir kauften Postkarten, Zigaretten und ein Regencape. Zur Halbzeit hatten wir den Kahlen Asten erreicht, dem Brocken nicht unähnlich. Eine Busladung nach der anderen wird angekarrt und schon bald ertrugen wir die vielen Menschen nicht mehr. Gerd sagte:“Ich muss hier weg! Ich will wieder in den Wald!“ Wenn man tagelang nur von Bäumen, Bächen und Vogelgezwitscher umgeben ist, geht einem das alles tierisch auf die Nerven.
Die Idylle fing uns aber bald wieder ein.

19 Uhr trudelten wir in dem Ort Schanze ein und fielen gleich in den Gasthof, wo wir die Nacht verbringen sollten. Hier schwappte uns nicht so eine Welle der Freundlichkeit entgegen, aber es war schon alles in Ordnung so. Wie immer gingen wir noch essen und anschließend schlafen. Unser Tagesablauf ist nicht so wahnsinnig abwechslungsreich.
Heute morgen, als ich noch orientierungslos und irritiert die fremde Person im Spiegel anstarre, hat Kerstin schon ihre Frühsportrunde gedreht. Natürlich wegen eines Caches. Da kennt sie ja nichts. Am Frühstückstisch schwärmt sie uns vor, wie ansprechend der sogenannte Kyrill-Pfad gestaltet ist. Leider führt uns der Rothaarsteig nicht dort vorbei. Bei 3 Grad machen wir uns auf unseren heutigen Weg, der vergleichsweise kurz ist, nur 26 km. Zu Beginn geht es zu meiner Freude fast 6 km nur bergab, da kommt man gut voran. Der Ort Latrop empfängt uns wie auch alle anderen Dörfer mit liebevoll gepflegten Grünanlagen und schmucken Häusern. Es ist alles wahnsinnig ordentlich, aber trotzdem so, dass man es nicht übertrieben findet, sondern es bewundernd registriert. Wir stapfen durch finstere Wälder, über Wurzelpfade, sonnige Wiesen, genießen wieder herrliche Aussichten. Ab und zu lädt eine Hängematte aus Holz zum Schaukeln ein oder riesige Bilderrahmen zum bewussten Wahrnehmen eines Landschaftsausschnittes.

Klare, frische Luft füllt unsere Lungen. Hin und wieder schauert es ein bisschen. Schneller als gedacht, kommen wir um 16.30 Uhr am Rhein-Weser-Turm an, unserem heutigen Quartier. Eine sehr nette Wirtin zeigt uns unsere Zimmer und wir vereinbaren eine Abendbrotszeit. Natürlich müssen Kerstin und ich den Turm besteigen. Zu unserer Verwunderung steht in jeder der vielen Etagen ein Tisch mit Stühlen. Wir erfahren später, dass man im Sommer ein Menü buchen kann, bei dem man sich von Gang zu Gang immer weiter nach oben isst, bis man ganz oben angekommen ist. Tolle Idee! Die Aussicht ist phantastisch! Nach dem Essen hätten wir noch sitzen bleiben und selber Bier zapfen können, aber die Betten rufen. Morgen warten 29 km auf uns.

Mittwoch, 18.09.13 und Donnerstag, 19.09.13
Als wir am Morgen aus dem Fenster schauen, stellen wir Sinn und Zweck unseres Urlaubs in Frage.

Es regnet seit Stunden, dicke Nebelschwaden wabern umher und das Thermometer zeigt ganze 3 Grad an. Wir brechen in Selbstmitleid aus und widmen uns erst mal dem Frühstück. Ganz in Ruhe. Ehe wir dann unsere Sachen gepackt haben und bereit sind zum Abmarsch in den Nebel des Grauens, ist es tatsächlich schon ein bisschen heller geworden. Wider Erwarten gefällt es uns im Wald richtig gut! Alles ist so still, die Blätter funkeln, das Gras ist perlenübersät mit Tautropfen, die Luft klar und sauber. Normalerweise würde man bei solchem Wetter nicht auf die Idee kommen, wandern zu gehen, aber einmal unterwegs, ist man froh, diese Schönheit und Ruhe erleben zu können. Wir marschieren durch das idyllische Schwarzbachtal, das gar nicht enden zu scheint

zum Dreiherrnstein, alles Namen, die auch am Rennsteig auftauchen. Wir treffen auf eine lustige Truppe älterer Herren, die seit 30 Jahren jährlich gemeinsam eine Wanderung unternehmen. Nie länger als vier Tage, da ihnen sonst die Frauen weglaufen, sagen sie. Sie erzählen noch so dies und das und wandern dann weiter. Man kommt meistens schnell ins Gespräch so unter Gleichgesinnten.

Wettermäßig wird es besser, auch heute zeigt sich die Sonne manchmal. Wir kommen an riesigen Ameisenhaufen vorbei und entdecken Unmengen essbarer und giftiger Pilze. Unsere Mittagspause halten wir unterhalb eines Aussichtssturms ab, der nur 15 Meter hoch ist, mir aber trotzdem heftiges Bauchkribbeln verursacht.

Auf den letzten Kilometern rutscht Kerstin bei einer sportlichen Umgehung einer Pfütze in Matschepampe, die ihrem Outfit den letzten Schliff verleiht.

Gegen 18.30 Uhr haben wir unser Ziel erreicht, den Gasthof „Zur Siegquelle“ in Großenbach. Es dauert ein bisschen, bis der Wirt auf unser Rufen hört. Er zeigt uns unsere Zimmer mit braunen, offensichtlich schon versteinerten Spuren in der Toilette und wartet dann in seiner Wirtschaft auf uns. Wir sind die einzigen Gäste, wie es scheint. Die vielgepriesene Freundlichkeit vermissen wir hier ein bisschen, dafür hat er eine sehr spezielle Art von Humor. Als er uns das Besteck hinlegt, niest er vorher nochmal herzhaft darauf, er scheint sehr erkältet zu sein. Unauffällig wischen wir es vor Gebrauch mit der Serviette ab. Das ist doch ein bisschen eklig. Aber das Essen ist hervorragend. Am meisten begeistern mich frittierte rohe Spaghettis. Sie schmecken wie Brotrinde. Auch mein Grog hat ein sehr gutes Mischungsverhältnis und löst heftige Heiterkeitsattacken aus, allerdings nur bei mir.
Zufrieden und erschöpft schlafen wir bis zum nächsten Morgen und sind gespannt, ob der Wirt immer noch verschnupft ist. Das Frühstück schmeckt, wie immer. Wir packen unseren Proviant ein und trödeln noch ein bisschen rum. Ungeduldig werden wir verabschiedet, das Auto für den Koffertransfer wartet schon. Wir starten in einen kühlen, aber trockenen Tag auf wunderschönen Wegen,

die auf diesem Abschnitt besonders liebevoll gestaltet sind mit vielen Infotafeln und Spielmöglichkeiten für Kinder.

Auch für Kerstin, die wie immer viel zu tun hat.

Sie nimmt große Umwege in Kauf und hetzt dann hinter uns her, um wieder aufzuholen. Heute biegt sie an einer Stelle nach rechts ab auf den Jagdberg, Gerd und ich wandern langsam in die andere Richtung weiter bis zur Ilsequelle, der seit Jahrhunderten große Heilkraft zugesprochen wird. Natürlich probieren wir auch davon und merken, dass das Wasser viel besser schmeckt als das mitgebrachte.

Kerstin hat uns in der Zeit wieder eingeholt um dann festzustellen, dass der Rothaarsteig sie nun nochmal von der anderen Seite auf den Berg führt, wo sie vor einer Stunde schon mal war. Wir kommen gut voran und wandern auch lange Abschnitte stumm hintereinander. Jeder hängt so seinen Gedanken nach. Unsere Pause verbringen wir in einer Hütte. Gerade, als wir unseren obligagorischen Umtrunk starten, betreten zwei junge Männer unseren Unterstand. Es sind die beiden, die schon am ersten Tag mehrmals unseren Weg kreuzten. Großes Hallo und Austausch über den bisherigen Weg folgen. Wir haben zwar das gleiche Streckenpensum, aber die zwei übernachten immer im Wald, was wir uns bei den Temperaturen nicht so richtig prickelnd vorstellen. Es folgt ein ausgesprochen schöner Weg,

bis wir uns der Autobahn und einer vielbefahrenen Straße nähern. Unglaublicher Lärm erfüllt den Wald und macht uns deutlich, was Lärmverschmutzung bedeutet. Auf diesem Abschnitt gibt es auch keine Bänke, verständlicherweise. Die letzten Kilometer bis zum Hotel in Würgendorf fallen uns ein bisschen schwer, aber natürlich schaffen wir auch diese. Wir werden schon erwartet und kommen zum Ausklang des Tages in den Genuss von sehr gutem und wie immer viel zu reichlichem Essen. Die Kellnerin fragt uns ein bisschen aus, so dass wir auch unsere Eindrücke von unserer Wanderung schildern und besonders die freundlichen Menschen lobend erwähnen. Diese Bemerkung löst bei zwei Frauen am Nebentisch hämisches Gelächter aus. Sie sind wohl anderer Meinung. Nun noch das Pflichtprogramm wie Schuheputzen und Duschen absolvieren. Zu mehr reichts nicht. Schlafen!

Freitag, den 20.09.13
Wie jeden Morgen freuen wir uns auch heute auf das Frühstück. Zum ersten und letzten Mal in dieser Woche starten wir früher als 9.30 Uhr, weil die Wirtin uns um 8.45 Uhr mit dem Auto zu dem Punkt fährt, wo die 20-km-Tour nach Dillenburg beginnt. Wir bekommen leckeres Zubehör für unser Pausenbrot, auch das ein letztes Mal, bevor wir in ihren kleinen Audi steigen, der wie von Zauberhand startet, bevor die Fahrerin eingestiegen ist und auch per Knopfdruck den Kofferraum selbstständig öffnet und schließt. Wir beginnen schon um 9 Uhr unsere letzte Etappe, die uns nochmal heftig bergauf und -ab führt.

Wir stellen fest, dass der Rothaarsteig hier nicht mehr ganz so perfekt gepflegt ist wie in NRW. Es gibt weniger Wegweiser und weniger schöne Bänke, Hängematten gar nicht mehr. Kerstin sucht unverdrossen ihre Caches, wir machen solange Pause. Ganz entspannt kommen wir langsam voran und freuen uns, dass es nicht regnet. Nun, wo mein Urlaub vorbei ist, wird das Wetter ja nochmal wunderschön.

An einer sehr idyllischen Hütte ist ein etwas kitschiges Gedicht zu lesen, das mir aber trotzdem sehr aus dem Herzen spricht.

So entdecken wir noch viele Dinge, die unsere Aufmerksamkeit auf sich ziehen. Ein Birnbaumspalier an einer Hauswand,

ganz viele Herbstzeitlose,

Warnung vor Mundraub,

tolle Ausblicke und letztendlich die Stadt Dillenburg, die uns noch einmal so Einiges an Höhenmetern zumutet. Wir wandern im Prinzip am Waldrand um Dillenburg herum, bis wir hinabsteigen und durch die Altstadt marschieren auf der Suche nach dem Portal für Beginn oder Ende der Wanderung. Es ist ein erhabenes Gefühl, fast wie eine Eroberung. Wir haben diese Strecke zu Fuß bewältigt, und darauf sind wir stolz..

In der Hoffnung, dass wir hier Stocknägel zu kaufen bekommen, fragen wir in mehreren Läden nach. Vergeblich. Aber wir passieren wie auch schon zu Beginn unserer Wanderung die Stadtbücherei, die in einem sehr schönen, altehrwürdigen Haus untergebracht ist. Sie hat montags geschlossen, sonst 12-18 Uhr geöffnet, mittwochs und samstags 10-13 Uhr. Es gibt sogar eine Bücherklappe, allerdings erhält der Leser bei dieser Art von Rückgabe keine Quittung. Am meisten freuen wir uns über ein italienisches Eiscafé, das wir sogleich in Beschlag nehmen. Kerstin lädt uns ein. Wir sind rundum begeistert. Sam genießt den leckeren Kaffee, Kerstin singt Lobeshymnen auf das Eis und auch mir schmeckt der Joghurtbecher ausgezeichnet.
Zwei ca. 8-10jährige Jungs quatschen uns an und verwickeln uns in ein sehr amüsamtes Gespräch. Vor allem interessieren sie sich für unsere Stöcke und die Schilder darauf und ob wir da schon überall waren. „Alter Schwede…“, sagt der eine bewundernd.
Mittlerweile ist es später Nachmittag und wir überlegen, wie wir nun zu unserem Hotel kommen, das sich in einem Nebenort von Dillenburg befindet, etwa 3 km entfernt. Der Bus ist gerade weg, also laufen wir hin, was sonst. Ein letztes Mal steil bergauf. Warum unsere letzte Unterkunft nicht direkt in Dillenburg gebucht wurde, erschließt sich uns nicht so richtig. Ich werde das aber noch klären, denn wir müssen schließlich morgen früh zurück zum Bahnhof. Das ist alles ein bisschen umständlich.
Eibach ist ein unglaublich sauberer Ort mit Häusern, die eher Villen sind. In unserem Hotelzimmer lerne ich eine Dusche der besonderen Art kennen. Sie verfügt über eine integrierte Sitzbank und einen Spiegel innerhalb der Kabine! Zum Abendbrot gönnen wir uns nochmal ein Schlemmeressen. Als die Rechnung kommt, hat die etwas neben der Spur laufende Kellnerin Gerds Schnitzel vergessen. Sie findet das total lustig. Schon als sie uns die Zimmer zugeteilt hat, formulierte sie den merkwürdigen Satz:“Das Doppelzimmer ist oben im 2. Stock und das Einzelzimmer ist auf derselben Etage.“ Als Kerstin dann ihr Zimmer suchte, stellte sich aber heraus, dass es im Erdgeschoss liegt.
Nach dem Essen beschließt Kerstin, ihre vermoderten Schuhe in einem der örtlichen Papierkörbe zu entsorgen und gleichzeitig die Bushaltestelle auszukundschaften für morgen. Gerd begleitet sie und hilft ihr, den sauberen Ort mithilfe von Kippen aus dem Gleichgewicht zu bringen. Ich verkrümle mich derweil schon ins Bett. Zurück im Hotel, begehrt Gerd vor der falschen Zimmertür um Einlass. Er klopft, rüttelt an der abgeschlossenen Tür, ruft – vergeblich, während ich mich wundere, warum er nicht einfach reinkommt. Also schaue ich mal raus auf den Flur und finde ihn vor dem Nebenzimmer. Großes Gelächter. Die werden auch froh sein, wenn die Hottentotten morgen weiterziehen.
Samstag, 21.09.13

Bus und Bahn bringen uns zuverlässig und pünktlich nach Berlin. In der Straßenbahn wird uns schonungslos bewusst, dass wir wieder zu Hause sind. Dicke, hässliche und laute Menschen, NPD-Demo, unfreundliche Redensarten. Schnell nach Hause, damit der Erholungseffekt nicht gleich wieder im Eimer ist.

Als Anerkennung für unsere sportlichen Leistungen haben wir sogar eine Urkunde bekommen: