vorbei an einer Bäckerei namens “Zeit”, was wir wörtlich nehmen und uns eine zweite Tasse Kaffee ganz in Ruhe gönnen. Weiter geht´s über die Donau
(auf der Brücke werden wir von einem Bauarbeiter gemaßregelt, weil wir trotz Verbotsschild über seine Baustelle trampeln) und dann ein Weilchen auf einem Damm parallel zum Fluss. Erinnert ein bisschen an die Oder.
In der Ferne ist die Burg Bogen zu erkennen, der die gleichnamige Stadt zu Füßen liegt, die wir auf jeden Fall passieren müssen.
So traben wir also vor uns hin bei strahlendem Sonnenschein. Kerstin verschwindet ab und zu aus unserem Blickfeld, da sie natürlich viel zu erledigen hat in Sachen Geocaching. Wir kommen am beeindruckenden Benediktinerkloster Oberalteich vorbei.
In der Kirche erklingen sanfte gregorianische Gesänge, die derart zum Verweilen einladen, dass ich mich regelrecht losreißen muss. Der Wanderweg führt nun über den Friedhof zunächst in die Irre, nach Checken der Lage und Kartenstudium weiter nach Bogen. Irgendwann trennen sich unser Weg und der der Donau und wir müssen nun ca. 10 km stumpfsinnig einem Radweg folgen. Laaangweilig!!!
Irgendwann glühen unsere Füße genauso wie unsere Gesichter und Schultern und wir sehnen den Moment herbei, wo wir abbiegen können. Nun geht es endlich auch mal auf Wiesen- und Waldpfaden bergauf, hoch zum Kloster Windberg
und von dort auf einem Pilgerpfad zu einer kleinen Kirche zum Heiligen Kreuz. Meine beiden Mitwanderer plumpsen auf die Bänke für Outdoor-Gottesdienste,
mich zieht es auch hier magisch ins Kircheninnere, das dann aber doch neben dem üblichen katholischen goldüberfrachteten Brimborium ein bisschen unheimlich daherkommt.
Überall brennen weiße Tafelkerzen, die jemand eben erst angezündet haben muss,
ich höre auch Geräusche und schaue vorsichtig um jede Ecke. Eine lange Steintreppe führt nach unten ins Dunkle zum Heiligen Grab, eine Tafel weist darauf hin, dass man die Stufen hochwärts gefälligst auf Knien zurückzulegen hat.
Nun will ich es wissen und wage mich hinunter. Unten geht Licht an, in einer Kammer hängen hölzerne Füße an der Wand, darunter eine kleine Wandöffnung, durch die man nur gebückt durchklettern kann, was ich auch tue und plötzlich neben einem Toten stehe – Jesus. Er sieht so echt aus, dass ich mich ein bisschen grusele und es plötzlich sehr eilig habe, wieder nach oben zu kommen, allerdings auf Füßen.
Beim Verlassen der Kirche der nächste Schock: wie aus dem Nichts steht mir eine Mönchin gegenüber! Ja – Mönchin. In braunes Sackleinen gehüllt mit einem weißen Strick um die Hüften. Wir grüßen beide Gott und ich bin sehr froh, meine profanen Begleiter wiederzusehen. Wir verlassen diesen mystischen Ort und nehmen die letzten Kilometer durch das idyllische Perlbachtal in Angriff. Hier befindet sich das von uns vorhin auf dem Radweg heißersehnte Wassertretbecken, in dem wir die Füße erfrischen.
entlang des Flusses schwarzer Regen
und an Felsformationen, die Kerstin kletternd und hängend nach Caches untersucht. Gerd und ich wandern schon mal weiter, weil es uns wartend zu langweilig wird. Ich schnappe mir Kerstins Rucksack zusätzlich zu meinem und trage ihn solange, bis sie uns eine Weile später wieder einholt. In Viechtach begegnen uns auffällig viele Kinder und wir merken erst jetzt, dass wir in den Tagen vorher gar keine gesehen haben. Unser Vorsatz, hier nach Postkarten Ausschau zu halten, zerschlägt sich, da der Baierweg uns nicht direkt durchs Zentrum führt. Unsere Hoffnung ruht diesbezüglich nun auf unserem Zielort. Als wir den Höllensteinsee erreicht haben, machen wir auf der Staumauer eine Pause.
Am Ufer erblicken wir einen Kiosk und holen uns dort Eis, Würstchen und eine Flasche kühles Bier. Nach der Pause fällt das Weitergehen schwer, aber wir haben noch 10 km vor uns und es ist schon Nachmittag.
Entlang des Planetenweges mit informativen Skulpturen
und einem Denkmal zu Ehren der im 30jährigen Krieg durch Schweden ermordete Kötztinger Bürger
erreichen wir ziemlich geschafft den Zielort.
Unsere Pension liegt leider nicht am Weg und wir müssen, vom Handy-Navi geleitet, noch ein Stück laufen. Auch hier kommen wir nicht durch die Ortsmitte und haben wieder keine Chance, Postkarten kaufen zu können. Auch Abendessen gibt es nicht in der Pension, weswegen wir nochmal los müssen. Auf Empfehlung unseres etwas merkwürdigen Wirtes suchen wir die Brauerei mit Biergarten und verlaufen uns ein bisschen. Kerstin verkündet, dass sie nichts mehr essen möchte und umkehren will, weil sie keinen Schritt mehr gehen kann. Das stimmt schon ein bisschen nachdenklich, auch, dass ihr der gewohnte Ehrgeiz beim Geocachen abhanden gekommen zu sein scheint.
wo Kerstin erst einmal in einem Schuhladen verschwindet und Gerd bei Rossmann, um Pferdesalbe zu kaufen. Ich schlendere schon mal weiter und nehme aus dem Augenwinkel einen blauen Fummel wahr, der mir sehr gefällt. „Will ich haben!“ schreit mein Unterbewusstsein und fünf Minuten später ist er in meinen Besitz übergegangen. Ein netter Plausch mit der Verkäuferin motiviert, kurze Zeit darauf kommt Gerd, allerdings etwas genervt von dem Trubel bei Rossmann. Postkarten haben wir immer noch nicht. Da von Kerstin jede Spur fehlt, traben wir weiter unserem Zeichen folgend, vorbei an Zimmermanns Sanitätshaus
hinauf in den Wald, wo uns Kerstin wieder einholt. Ein alter Forstarbeiter fragt uns, wohin des Wegs und ist erstaunt, was wir heute noch vorhaben. Er kennt offenbar die Strecke.
hinauf auf den Haidstein, die erste größere Steigung heute. Gerd findet einen perfekt geformten Wanderstock und schnitzt ihn schon mal grob als Gehhilfe zurecht.
Kurz vor der dortigen Sehenswürdigkeit (Kapelle, Gasthaus, Aussicht) werden wir wieder den Berg hinuntergeführt, ohne was davon gesehen zu haben. Schade. Dafür begegnet uns ein wanderndes Pferd mit seinem Frauchen, hat man ja auch nicht jeden Tag. Es ist sehr heiß, und längere Strecken in der Sonne sind grausam. Es gibt so viele schöne Feld- und Wiesenwege, die man aber gar nicht genießen kann. Wir machen eine längere Pause an einer kleinen Kapelle, an der sinngemäß einen Spruch verkündet, dass jedem das passiert, was für ihn am besten ist. Finde ich schon etwas makaber.
Nun kommt der heftigste Teil der Strecke. 4 km Aufstieg auf 1 km Luftlinie (47 % Steigung) über Felsbrocken und Wurzeln hoch zum Burgstall mit Gipfelkreuz und Sendemast des Bayrischen Rundfunks.
Wir schwitzen, keuchen und stöhnen und schleppen uns zum Schluss nur noch stoisch nach oben, immer einen Fuß vor den anderen. Kerstin verkündet danach, dass sie diese Wanderung noch durchzieht, danach aber auf Rentnerwandern umsteigen wird. Was wir hier machen, ist tatsächlich schon so eine Art Selbstverstümmelung. Auch ich komme heute an meine Grenzen, kann mich aber zu so drastischen Konsequenzen nicht durchringen. Aber was soll´s. Wir müssen weiter, haben schließlich immer noch 10 km vor uns, die das Schwierigkeitsniveau nicht unterschreiten. Bergauf, bergab, immer wieder steile Steigungen bewältigend, schleichen wir ausgepowert hoch zum Hohenbogen mit fantastischem Ausblick, wo die sogenannten Natotürme stehen und auf der anderen Seite die Bergstation der Seilbahn.
Dorthin wanken wir noch, dann ist es 19 Uhr. 10 Stunden Extremsport liegen hinter uns und wir haben immer noch 5 km bis zum Gasthof in Neukirchen, und zwar steil bergab, ganz schwierig für kaputte Knie und Füße. Jetzt ziehe ich die Notbremse, rufe im Gasthof an und bitte darum, uns ein Taxi hochzuschicken. Das verstößt zwar gegen die Wandererehre, aber wir hätten das nicht mehr geschafft. Der Taxifahrer ist auch ganz nett und ist voller Hochachtung, was wir heute geleistet haben. Auch wir können uns stolz auf die Schulter klopfen. Die Wirtin und überhaupt das Personal des Gasthofs zur Linde sind sehr sympathisch, sie umsorgen uns und wir bekommen auch noch ein hervorragendes Essen, obwohl schon Küchenschluss ist. Wir sitzen in der lauen Abendluft draußen im Biergarten mit wunderbarem Blick auf den Berg, der uns soviel abgefordert hat. Vor morgen haben wir nun ein bisschen Bammel, immerhin sind es wieder 24 km, allerdings nicht mit so vielen Steigungen.
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Herrlich duftende Rosen im Garten des Hotels |
Unsere Wirtin hatte es ja gestern schon sehr eilig, uns in unsere Zimmer zu verfrachten. Heute sehen wir sie dafür gar nicht. In der Küche ganz oben unter dem Dach steht unser Frühstück bereit. Hörnchen, Butter, Käse, Wurst, Klecks Eiersalat, Pfannkuchen und kaffeeähnliches Getränk. Ich vermisse Marmelade, finde welche im Kühlschrank und bediene mich frech. Irgendwie schmeckt alles nicht mehr so ganz frisch, aber das scheint nur meine ganz persönliche Wahrnehmung zu sein.
Wir sind ein bisschen ratlos, wo wir unser Gepäck und die Zimmerschlüssel lassen sollen. Niemand an der Rezeption, die Klingel bleibt ungehört, ans Telefon geht auch keiner. Ein letzter Versuch direkt an der Haustür der Vermieterin: die Tür öffnet sich und die Tochter blinzelt heraus. Wir drücken ihr die Schlüssel in die Hand und machen uns auf den Weg. Erst mal zur Synagoge, wo Kerstin was suchen will. Auch ich finde das natürlich spannend. Sie befindet sich fast neben unserer Pension, ist aber noch geschlossen. Da der Cache am Taufbecken zu finden wäre, müssten wir jetzt noch eine Stunde warten. Schade für Kerstin und auch für mich, hätte gerne mal einen Blick hinein geworfen.
In Anbetracht lädierter Füße und Knie haben wir gemeinschaftlich beschlossen, den Baierweg abzukürzen. Wir müssten jetzt eigentlich um Kdyne herum einen großen Bogen laufen wegen einiger Sehenswürdigkeiten und Aussichtspunkte, aber die kann man ja mit Schmerzen auch nicht so richtig genießen. Wir nehmen also Kurs auf direkter Linie durch den deprimierenden Ort mit seinen überwiegend bedauernswert wirkenden Einwohnern, die mit dem Leben abgeschlossen zu haben scheinen. Klingt böse und überheblich, aber dieser Eindruck drängte sich uns auf. Der Blick zurück lohnt sich. Wieder breiten sich weite Täler und Felder vor uns aus.
Ein unfreiwilliger Abstecher auf die Burgruine Riesenberg (Rýzmberk) führt uns dann wieder auf den regulären Baierweg, meistens wie gewohnt Straßen, die kleine Ortschaften miteinander verbinden, manchmal auch auf Feldwegen und einmal sogar durch eine Hecke, hinter der sich eine schöne Anlage verbirgt mit drei kleinen Teichen, einem Haus, Tischen und Bänken und einer Bar, die wir sofort mit dem Inhalt unserer Rucksäcke zu einem Verkaufstresen umgestalten. Der ideale Ort für eine ausgedehnte Mittagspause.
Natürlich geht es danach auf Straßen weiter bis Domazlice, vorbei an übervollen Brombeersträuchern, die wir plündern. An Obst mangelt es uns nicht auf unserer Wanderung, wir müssen nur zugreifen. Ob Äpfel, Birnen, Pflaumen, wir müssen nur zugreifen.
Entlang eines Industriegebietes traben wir auf der Hauptverkehrsachse 2 km in die Innenstadt, durchschreiten das Stadttor und stehen auf einem Platz, der zu beiden Seiten von langen Arcadengängen gesäumt wird mit vielen Geschäften, die ihre Waren dort ausgebreitet haben. Man kommt sich fast vor wie auf einem orientalischen Basar. Ein schöner Anblick voller Leben.
Unsere Pension „Familiy“ liegt direkt am Weg und wir werden herzlich empfangen. Kerstins Zimmer ist so groß, dass sie es gleich großzügig in Beschlag nimmt.
Wir haben sogar eine Badewanne! Im Hof ist eine Art Wandelgang mit Terrasse, ideal für unsere Raucher und abends zum Klönen.
Da wir auf Grund unserer Abkürzung schon am frühen Nachmittag angekommen sind, schwärmen Kerstin und ich nochmal aus.
Jede in eigener Mission. Ich halte Ausschau nach einem gemütlichen Lokal bzw. Stampe, wo wir gemütlich essen können und finde eine ehemalige Brauerei, die von meinen Mitwanderern als geeignet akzeptiert wird. Wir essen Gulasch mit Knödeln, trinken leckeres Bier und verkneifen uns den Palatschinken. Langsam füllt sich das Lokal mit den merkwürdigsten Menschen und es wird immer lustiger um uns rum. Leider verstehen wir ja nichts und es passt auch nichts mehr in unsere Bäuche. Wir machen noch einen Abstecher zu einem Denkmal, weil dort ein Cache verborgen sein soll. Im Schein von Taschenlampen untersuchen die beiden Findefüchse von Passanten verwundert beäugt jeden Stein und Mauerspalt, kriechen unter Bänke und Kunstwerke, aber vergeblich.
Der Abend klingt auf der Terrasse aus, bis es zu kalt wird und Zeit fürs Bett.
Wie immer sitzen wir auch heute pünktlich um 8 Uhr am Frühstückstisch. Im Vergleich zu gestern ist das Angebot geradezu üppig. Die Wirtin schenkt uns Kaffee ein, der allerdings so scheußlich schmeckt, dass ich ihn auch mit Milch gestreckt nicht austrinken kann. Sie fragt uns, ob wir gekochte Eier möchten und nimmt uns dafür den Eiersalat, der schon auf dem Tisch stand, wieder weg, ganz nach dem Motto: „Zuviele Eier sind gar nicht gesund!“ Es gibt die obligatorischen Hörnchen und das Übliche, später bringt sie noch eine Art Käsekuchen, der flach ist wie eine Pizza. Irgendwie kann mich heute nichts vom Hocker reißen, mir schmeckt das alles einfach nicht. Ich komme mir vor wie eine verwöhnte Osttussi.
Gegen 9.30 Uhr geht’s dann los. Wir setzen die Durchquerung von Domazlice fort und folgen unserer Wegmarkierung auf den nun schon zur Gewohnheit gewordenen Teerstraßen ganz brav, bis wir merken, dass da was nicht stimmen kann. Gott sei Dank haben wir eine Karte und finden eine Möglichkeit, über 4 km Fernverkehrstraße den Baierweg im Ort Babylon wieder zu erreichen. Wir kommen an Bordsteinschwalben vorbei und an etlichen passenden Etablissiments, die dem Ruf, der dem Ort vorauseilt, gerecht werden.
Trotzdem ist es eine Idylle mit einem schönen See, sehr an Buckow oder Caputh erinnernd. Wir begegnen sogar einem Brautpaar im Wald. Ab dort beginnt ein wunderschöner Weg, immer entlang des Fließes „Warme Pastritz“, den wir genießen in Anbetracht der Tatsache, dass wir bisher sehr oft geteerte Wege gehen mussten.
Jetzt ist sogar ab und zu mal wieder die blaue Raute – das Baierweg-Zeichen zu sehen, so dass uns die Orientierung nun wesentlich leichter fällt. Vorher wechselten in Tschechien die Wegmarkierungen auch öfter mal die Farbe. Wir erreichen Ceská Kubice, müssen mal wieder auf der Straße wandern, vorbei an stoffligen Bewohnern, die ihrer Samstagsbeschäftigung nachgehen. Irgendwann geben wir das Grüßen auf. Froh, dass es nach einem Anstieg in der Sonne nun wieder abwärts in den Wald geht, bewundere ich Kerstins Energie, die zusätzliche Wege auf sich nimmt, um ihre Geocaching-Liste erfolgreich abzuarbeiten. Wir schlendern derweil gemütlich weiter durch viedeoüberwachte Wälder
mit der Verabredung, dass wir an der nächsten Bank, an der wir vorbeikommen, Rast machen und uns dort wieder zusammenfinden. Da wussten wir noch nicht, dass uns diese Möglichkeit erst nach 6 km geboten werden würde – kurz vor der tschechisch-deutschen Grenze. Ziemlich erschöpft plumsen wir auf die Bank, gerade noch rechtzeitig, denn nun setzt reger Radler-Betrieb ein auf dem Weg. Die Bank steht an einem Wegekreuz und aus allen Richtungen tauchen ständig Radfahrer auf mit enttäuschten Gesichtern beim Blick auf den besetzten Rastplatz. Das ist uns aber herzlich egal, schließlich haben wir uns diese Position hart erwandert.
Zwei Zigarettenlängen später, mit Brot, Wasser und Kaulsdorfer Kräuter gestärkt, nehmen wir das letzte Stück des Baierweges in Angriff, nun wieder auf ermüdenden geteerten Straßen, dafür aber mit Daueraussicht auf den Hohenbogen, den Berg, der uns am Mittwoch aller Reserven beraubt hatte. An der Grenze finden wir ein verlassenes Wachhäuschen
Auch das Ziel Furth im Wald liegt sichtbar vor uns, dem wir uns mit Kerstins Einladung auf ein Eis hochmotiviert nähern.
Wir passieren ein beeindruckendes multifunktionales Ehrenmal für die Gefallenen des Krieges 1870/71, des 1. und 2. Weltkrieges, die Toten der deutschen Marine und für Jesus.
Eine monumentale, penibel gepflegte Anlage gleich am Ortseingang von Furth, gefolgt von Lidl, dem wir auch noch einen Besuch abstatten, um uns mit Wasser für morgen einzudecken. Dabei fallen uns die vielen dicken und in Schlabberlook gekleideten Menschen auf. Dieser Eindruck setzt sich fort, je weiter wir uns der Innenstadt nähern. Diese wiederum gefällt uns sehr gut. Der historisch gewachsene Ortskern hat viele schöne, alte Häuser aufzuweisen, ein Carillon und eine interessante Fußgängerführung mit Treppen oberhalb der Straße.
Bevor wir unsere letzte Unterkunft aufsuchen, die freundlicherweise direkt gegenüber des Bahnhofes liegt, wollen wir aber unbedingt noch das offizielle Ende des Baierweges finden. Schließlich brauchen wir das obligatorische Beweisfoto! Die blaue Raute schickt uns im Ort hin und her, bis wir zu dem Schluss kommen, dass es wohl der Bahnhof sein muss. Ohne Schnickschnack, ohne Schild. Schade. Etwas enttäuscht marschieren wir in den Gasthof Postgarten ein, lassen dort das Foto von uns knipsen
und werden gleich auf die Zimmer geleitet. Gerd verkündet, diesen Ort bis morgen früh nicht mehr zu verlassen, Kerstin und ich schlendern noch einmal mit Halt an der Gelateria Milchshake schlürfend und vier Kugeln Eis schleckend über den Markt in Richtung Carillon, um dessen Klängen um 18 Uhr zu lauschen. Ist schon was Schönes.
Dabei entdecken wir den Wegweiser zur Bibliothek, folgen ihm und stehen kurz darauf entsetzt vor einem heruntergekommenem Gebäude, in dem sich neben der Bibliothek auch noch die Kleiderkammer befindet.
Zurück im Gasthof, bestellen wir unser Abendessen, das einem Vergleich mit dem tschechischen Augen- und Gaumenschmaus nicht standhalten kann. Aber es macht satt. Überhaupt strahlt dieser Gasthof wie alles hier einen maroden Charme aus inklusive solcher Sprüche wie „Hast du Bärwurz in der Blutbahn, kannst du balzen wie ein Truthahn.“ oder „Der Papa furzt, die Kinder lachen. So kann man billig Freude machen.“ Noch ein Bier und wahlweise Schorle und Punsch, dazu die traditionelle Abschlusszigarre, dann ziehen wir auf den Balkon um und lassen – in dicke Decken gehüllt – den letzten Abend ausklingen. Morgen müssen wir zeitig aufstehen, um in den Alltag zurückzureisen, Abfahrt von Gleis 111.
Fazit:
Es war die anspruchvollste Wanderung, die wir je unternommen haben. Das ist besonders der 4. Etappe Bad Kötzting – Neukirchen bei Heilig Blut geschuldet mit 28 km und 1154 Höhenmetern.
Landschaftlich wunderschön, herrliche Ausblicke, dunkle Buchenwälder, Seen, Flüsse, Wiesen, Felder, alles dabei. Wege und Orte gesäumt von Kruzifixen, kleinen Kapellen und katholischen Kirchen, gepflegte Ortschaften mit üppigem Blumenschmuck (außer in Tschechien).
Wegmarkierung stellenweise mangelhaft, besonders auf der 5. Etappe von Neukirchen bis zur Grenze, ab Domazlice sogar irreführend, ansonsten aber ausreichend.
Großes Manko: mindestens die Hälfte der Strecke läuft man auf geteerten Wegen und teilweise sogar vielbefahrenen Straßen. Das wiegt dann auch die schöne Landschaft nicht auf und ist unglaublich anstrengend für die Füße. Dadurch rutscht der Baierweg in unserem Ranking auf einen der hinteren Plätze.
Die Menschen waren fast alle sehr freundlich, interessiert und hilfsbereit.