Westerwaldsteig (1. Teil) 2017

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Samstag, 09.September 2017

4:30 Uhr aufstehen, 6:00 Uhr losgehen, 7:15 Uhr Hauptbahnhof Treffpunkt mit Kerstin. Alles klappt wunderbar, der Zug fährt pünktlich und nun haben wir erst mal 3 Stunden Fahrt vor uns. Also breiten wir uns schamlos aus auf dem schmalen Tisch mit Büchern, Verpflegung, Handys und was man sonst noch so braucht. Drehrumbum bekommt einen Fensterplatz.

Kassel und Gießen passieren wir als Umsteigebahnhöfe und so gegen 12:30 Ubr sind wir schon im hessischen Herborn angekommen, unserem Startpunkt für die Westerwaldsteig-Wanderung. Erst mal suchen wir unser Hotel und müssen dazu durch die Altstadt. Wie wir später feststellen, haben wir damit eigentlich auch schon alle Sehenswürdigkeiten abgeklappert. Im Schloss-Hotel werden wir sehr freundlich empfangen, können aber noch nicht auf die Zimmer. Wir lassen unser Gepäck dort und machen uns auf zur Stadtbesichtigung.

Ich begrüße auch die ehrwürdige Herborner Bürgerschaft:

Hinter uns großes Gewusel und Getöse, offenbar wird hier eine Wahlkampfveranstaltung der Grünen vorbereitet. Davon lassen wir uns gar nicht beeindrucken, wir flanieren mittendurch und entdecken auch schon den offiziellen Startpunkt des Westerwaldsteiges. Am Flüsschen Dill entlang führt uns der Weg auch ganz schnell wieder zurück in die Altstadt und wir merken, dass wir so viel Neues wohl nicht mehr entdecken werden.

Also beschließen wir, einen Haps zu essen und dann unsere Zimmer in Beschlag zu nehmen. Leichter gesagt, als getan! Es scheint hier nur Cafés zu geben. Eins reiht sich ans andere. Ungläubig laufen wir die Fußgängerpassage zum 4. Mal auf und ab und bleiben dann in einem Eiscafé hängen, als doch tatsächlich Joey Kelly an uns vorbeiradelt! Dass er in der “Stadt” ist, hatten wir schon mitbekommen. Vielleicht nimmt er ja auch am morgigen hiesigen Kartoffelfest teil. Aus der Wahlkampfecke beschallt uns grässliche Schlagermusik und wir sind froh, Kerstin zu einem Geocache begleiten zu dürfen. Dieser wird im Netz als so herausragend originell gefeiert, dass sie da natürlich unbedingt hin muss. Und es lohnt sich tatsächlich. Kerstin ist begeistert. Leider darf ich hier nichts weiter verraten, denn sonst wird es anderen Geocachern zu leicht gemacht. Aber hier ein Aufruf an alle: es lohnt sich!

Wir laufen anschließend zum Schloss, in das man aber nicht hinein darf. Seit 1866 befindet sich dort ein Priesterseminar. Aber man hat von dort einen guten Überblick über die Landschaft.

 Nun können wir auch ins Hotel. Unsere Zimmer sind wunderbar und mit vielen netten Kleinigkeiten ausgestattet:

Wir legen eine Ruhepause ein und gehen zum Abschluss des Tages noch lecker essen:

Nun aber ab ins Bett, morgen müssen wir fit sein!

Sonntag, 10. September 2017

Etappe 1

Sehr diszipliniert sitzen wir um 8 Uhr am Frühstückstisch. Nur wenige Hotelgäste haben schon ausgeschlafen. Später, als wir zur Wanderung aufbrechen, ist der Frühstücksraum gut gefüllt. Zunächst müssen wir uns einen Überblick verschaffen. Das nimmt eine ganze Weile in Anspruch, denn das Angebot ist überwältigend.

Überall steht Personal herum, man fühlt sich ziemlich beobachtet. Das hat Vorteile, weil sofort leere Teller abgeräumt werden, Kaffeenachschub kommt bei Bedarf usw., aber auch Nachteile. Wir trauen uns nämlich nicht, Proviant einzupacken oder uns zünftig wie Wanderer die Wurst mit den Fingern aufs Brot zu legen. Fast ist man geneigt, auch die Brötchen mit Messer und Gabel zu essen. Am Nachbartisch sitzt ein älteres Pärchen und schweigt sich missmutig an,  gegenüber stellt eine Frau fest, dass ihr Mann ganz und gar in einem anderen Raum als sie seinen Platz eingenommen hat. Sie ziehen dann aber noch zusammen. So kann man schon am frühen Morgen die Vielfalt der zwischenmenschlichen Beziehungen studieren. Gut gestärkt für den Tag, kehren wir auf unsere Zimmer zurück, um die letzten Vorbereitungen zu treffen, als das Zimmertelefon klingelt. Der nette Mann von der Rezeption ermahnt uns, doch schnellstmöglich das Gepäck zur Abholung runterzubringen, der Fahrer würde schon warten. Hui, nun brach Panik aus. Schnell, schnell! Kerstin hat dabei vermutlich vor Aufregung ihre Ohrringe liegenlassen. Der Grund für die Hektik war das Kartoffelfest und die deswegen gesperrten Straßen in Herborn. Der Fahrer wollte noch vor Beginn des Festes alles erledigt haben. Aber gut, dass jemand Druck gemacht hat, denn es ist schon 9:30 Uhr, als wir das Hotel verlassen.

Bestens ausgerüstet mit Wanderabzeichen und unseren Stöcken, bitten wir jemanden, von uns unter dem Startschild des Westerwaldsteiges ein Foto zu machen.

Dieses Zeichen wird uns nun eine Woche lang begleiten.

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Neidisch beäugen Kerstin und ich den Wegweiser zur Stadtbücherei, der gleichberechtigt in andere Straßenschilder integriert ist. Sowas sieht man in Berlin sehr selten.

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Zügig verlassen wir nun Herborn, zunächst auf einer steilen Straße und dann ein Weilchen entlang der Autobahn. Trotz der Geräuschkulisse ein schöner Weg über weite Wiesen mit Blick auf sanfte Berghänge. Kerstin bleibt schon nach kurzer Zeit in Geocaching-Mission zurück. Gerd und ich laufen schon mal weiter – nicht ahnend, dass wir sie nun länge Zeit nicht mehr zu Gesicht bekommen werden. Auch hier hat sich das indische Springkraut breitgemacht. Eine invasive Pflanze, die nicht zu unterschätzen ist. Sie ist schön anzusehen, riecht aber sehr penetrant süßlich und macht alles andere platt.

Wir folgen brav der Ausschilderung und machen dann trotzdem einen entscheidenden Fehler und biegen zu früh ab. Irgendwann merken wir dann, dass da was nicht stimmt. Erst denken wir, dass hier die Markierungen bloß fehlen, aber als dann Kerstin anruft und uns den Weg beschreibt, den sie gegangen ist, werden wir doch stutzig und beschließen, umzukehren. Das heißt, 2 km mehr als geplant und dass Kerstin nun nicht mehr hinter uns ist, sondern einen enormen Vorsprung haben muss. So schnell werden wir sie nicht mehr einholen. Aber egal, wir genießen die frische, würzige Luft, die wunderschönen Wege und weiten Blicke. Fast wie in der Rhön.

Natürlich machen wir auch Pausen, füttern Kühe, beobachten Greifvögel und einen Eichelhäher, der uns lange Zeit beobachtend begleitet.

Kerstin arbeitet währenddessen ihre Stationen ab und ist vermutlich gar nicht mehr so weit weg von uns. Später erzählt sie uns von etlichen Um- und Irrwegen, die sie gegangen ist und niemanden nach dem Weg fragen konnte, weil es Mittagszeit war und der gute Deutsche schließlich um diese Zeit zu Hause seinen Sonntagsbraten isst. Der einzige Mensch, den sie in diesem Dorf getroffen hat, konnte nur sagen: “Mein Sprech nix gut!”

Währenddessen passieren wir das Schützenhaus, in dem gerade eine Feier in vollem Gange ist mit dem wohl hier überall üblichen, unerträglichen Helene-Fischer-Schlagerverschnitt. Sogar ein Bernhardiner, der am Wegesrand lagert, macht ein gequältes Gesicht. Wir nähern uns der Erdbachschlucht mit Höhlen, Steinkammern und Felsen. Das linke Bild bitte genau anschauen. Man sieht in der Bildmitte einen Eingang zu einer Höhle, die man aber nicht betreten darf (Lebensgefahr).

Man kann hier so einiges besichtigen, aber wir wollen eigentlich nur weiter, wohl wissend, dass sich hier vor Jahrmillionen interessante Dinge abgespielt haben. Es gab Nashörner, Krokodile und später Neandertaler, ein ganzes Erdzeitalter wurde nach dieser Gegend benannt – das Erdbachium. Kerstin strolcht hier auch rum und versucht uns einzuholen, als wir sie von einem Kammweg aus unten in der Schlucht entdecken. Nun sind wir wieder vereint und nähern uns gemeinsam dem Ort Breitscheid, dem offiziellen Ende der ersten Etappe. Allerdings müssen wir noch ein Stück weiter in den nächsten Ort Gusternheim, weil dort unser Hotel ist. Trotzdem entscheiden wir uns in Breitscheid für eine Kaffeepause in dem vermutlich einzigen geöffneten Lokal. Der Geschmack meines Milchkaffees kommt mir irgendwie bekannt vor, nämlich wie der aus meiner Dolce-Gusto-Kaffeekapselmaschine. Und tatsächlich – es war so. Schon etwas merkwürdig für ein Café. Dafür genießt Kerstin ihr Vanilleeis mit heißen Kirschen. Und wir alle die Sonne, auch Drehrumbum.

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So klein Breitscheid auch ist, Kirchen gibt es genug und idyllische Ruheplätze. Nun gehts immer bergauf Richtung Flugplatz, die letzten Häuser von Breitscheid bleiben zurück und wir betreten wieder die weite, offene Landschaft. An einer Wegekreuzung versucht Kerstin einen Cache mit erhöhter Schwierigkeitsstufe zu finden, aber vergeblich. Das Ganze wird nicht leichter durch die Tatsache, dass genau dort ein älteres Ehepaar sitzt und interessiert das merkwürdige Treiben verfolgt. Wann sieht man denn schon Leute, die in abgestorbenen Bäumen herumkramen und diese umkreisen, Steine und Äste umdrehen und zwischendurch immer wieder auf ein handyähnliches Gerät starren! Schließlich fragen sie, ob Kerstin was verloren hat. Nun muss sie doch verraten, was sie hier treibt. Aber sie wird nicht fündig.

Dann kommt noch eine Pferdekutsche und der Kutscher fragt uns, wohin des Weges. Als er Kerstin durchs Unterholz kriechend entdeckt, schiebt er nach: “Und der junge Mann gehört auch zu Ihnen?”

Schließlich überlassen wir Kerstin ihrem Schicksal und laufen wieder alleine weiter, wir haben noch ca. 4 km vor uns und es ist 17 Uhr. Am Ende der Tour treffen wir uns an einer Schutzhütte. Von dort aus gehts runter nach Gusternheim zum Hotel. Ziemlich weit runter! Das müssen wir morgen alles wieder hochlatschen.

Im Hotel werden wir freundlich empfangen und bekommen wunderbares Essen. Das haben wir uns auch verdient! Die Inhaber besitzen auch eine Metzgerei, weswegen auf der Speisekarte nur Fleischgerichte zu finden sind. Ganz schlecht für Vegetarier. Wir erfahren auch, dass deren Eltern praktisch nach und nach das ganze Dorf gekauft haben einschließlich Kirche und Rathaus. Das ist jetzt alles Hotel- und Gastwirtschaftsbetrieb. Scheint gut zu laufen, denn die Hütte ist brechend voll. Unsere Zimmer sind zweckmäßig und ordentlich – was wollen wir mehr!

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Montag, 11. September 2017

Etappe 2

Wie prognostiziert, regnet es draußen stetig vor sich hin, als wir um 8 Uhr zum Frühstück erscheinen. Das tut aber unserem Appetit keinen Abbruch, schließlich brauchen wir für die heutige Etappe viel Energie.

21 km sind zu bewältigen. Eigentlich für uns kein Problem, auch die Steigungen werden sich in Grenzen halten. Trotzdem strengt es viel mehr an, durch den Regen zu stapfen, als bei Sonnenschein beschwingt ein Bein vor das andere zu setzen. Ich will noch schnell unsere Schuhe einfetten und muss feststellen, dass das Schuhputzzeug nicht daran Schuld sein kann, dass mein Koffer so schwer ist. Es ist einfach nicht zu finden, obwohl ich schwören könnte, es eingepackt zu haben. Na gut, dann muss Imprägnierspray eben reichen. Zunächst müssen wir wieder hoch zu dem Punkt des Westerwaldsteiges, an dem wir gestern nach Gusternheim abgebogen sind. Das wird uns in den nächsten Tagen immer so gehen. Der Weg führt uns durch die typischen, weiten Landschaften, über grasbewachsene Wege, an Kuh- und Pferdeweiden vorbei. Selbst diese scheinen das Wetter ziemlich blöd zu finden.

Unsere Regenkleidung schützt uns auf jeden Fall vor der Nässe, aber auf Dauer wird es auch unter der teuersten Regenjacke klamm und das Wasser tropft über die Hosenbeine auf die Schuhe. Am besten wären da wirklich Gummistiefel und Ostfriesennerz, glaube ich.

Trotz allem halte ich mein Handy griffbereit, auch bei Regen gibt es schöne Fotomotive. Die Gegend ist voll davon und ich muss mich immer wieder zusammenreißen, nicht ständig zu knipsen. Die Ausblicke wiederholen sich ja auch oft.

Wir erreichen tropfend den Heisterberger Weiher, meine Schuhe sehen erbärmlich aus. Schlammig und nass, aber innen sind sie trocken. Das ist die Hauptsache. Kerstin, die schon wieder suchend zurückgeblieben ist, kommt auch angeweht. Ihre Unterlagen gleichen Papier in der Vorbereitungsphase für Pappmaché, gefunden hat sie auch nichts. Irgendwie passt stimmungsmäßig alles perfekt zusammen.

Der Weg begleitet ein Stück den Ufersaum des Sees, rechts Mustergärten, in denen man nichts falsch machen kann. Ab und zu sehen wir auch Wegweiser zu dem Hotel, aus dem wir gerade kommen. Darauf stehen dann so Zahlen wie 1 km, 800 Meter usw., während wir bestimmt schon 3 km hinter uns gelassen haben. Der Westerwaldsteig führt eben zu allen landschaftlich schönen Punkten und macht dadurch enorme Umwege.

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Dann ein sehr schöner Weg an einem Bach und ein paar Vertretern einer merkwürdigen Rinderrasse entlang und immer wieder schweift der Blick in weite Fernen. Wunderschön, auch bei Regen. Nach ca. 8 km erreichen wir die Fuchskaute, ein riesiges Restaurant auf dem höchsten Punkt des Westerwaldes. Inzwischen hat es auch mit regnen aufgehört und wir beschließen, uns drin etwas trocknen zu lassen und was Warmes zu trinken. Ich schaue mich mal ein bisschen um und kann durch die Scheiben einen gemütlichen Raum mit Piano, Kamin und Panoramafenstern entdecken, hinter denen man es sich mit Kissen gemütlich machen kann.

Wir werden nicht direkt unfreundlich, aber auch nicht besonders erfreut bedient. Hier gehört es vermutlich zum guten Ton, auch was zu essen. Trotzdem hat sich die Einkehr gelohnt. Erstens trocknen wir ein bisschen, zweitens ist es warm, drittens entdecke ich, dass mein Rucksack trotz Regenschutz völlig durchnässt ist und mit ihm mein Lieblingsbuch übers Wandern. Aber am besten sind die Toiletten:

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Etappe 3

Weiter gehts mit Sonne und Wind hinüber zum Windpark. Die Windräder sind voll in Aktion und unglaublich laut. Sie rattern und pfeifen so laut, als ob ein Flugzeug im Anflug wäre.

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Über den Anblick kann man sich streiten, auf dem Foto hier sehen sie doch aber gar nicht so übel aus, oder? Wir folgen unserem Weg über Wiesen und eine kleine Straße, bis er plötzlich in ein wunderschönes Waldstück mit Bach einbiegt. Die Wegführung ist wirklich sehr abwechslungsreich für Augen und Füße und meistens ein Genuss.

Wir erreichen den Ort  Rehe mit einem ganz besonders schönen, historischen Fachwerkhaus:

und sind auch ganz schnell wieder draußen. Kerstin ist mal bei uns und mal nicht, sie hat teilweise Schwierigkeiten, die Bilder auf ihrem Knautschpapier der Realität zuordnen zu können, was aber wichtig wäre zur Lösung des Rätsels. Gerd und ich warten nicht immer, sondern laufen weiter in der Gewissheit, das sie uns wieder einholt.

Schwer zu ertragen ist der Anblick der vielen Pilze. In Berlin sind wir ganze Nachmittage erfolglos auf Suche, hier stehen sie am Wegesrand, aber wir können sie nicht mitnehmen! Eine ganze Weile stehen rechts Warnschilder Spalier, dass man dieses Gebiet nicht betreten darf. Es handelt sich um den Standort einer Bundeswehrkaserne. Zwischenzeitlich sind wir auch durch Modder gewatet, durch den Regen sind die Wege teilweise völlig aufgeweicht. Aber durch die vielen Wiesenwege werden sie wieder sauber, wenn auch nass. Interessiert studieren wir die Entfernungsangaben auf den Schildern. Der Radweg zu unserem Zielort Rennerod ist 2,4 km lang, der Westerwaldsteig 5 km. Man ist fast geneigt, den Radweg zu nehmen, aber das wäre ja geschummelt. Außerdem würden uns so manche Naturschönheiten dadurch entgehen. Tapfer schleppen wir uns die letzten Kilometer vorwärts und machen am Hexenbaum eine letzte Pause. Das war übrigens früher die Hinrichtungsstätte für angebliche Hexen. Ich verkrümele mich mal kurz ins Gebüsch in der trügerischen Gewissheit, dass mich an dieser Stelle niemand sieht. Doch wie schon so manches Mal auf unseren Wanderungen ereilen mich auch hier Zuschauer. Ein Bus fährt fährt an mir vorbei. Mittlerweile rechne ich schon fast mit Zaungästen beim Pullern. Das Aufsehenerregendste war mal ein Zug, der direkt neben mir wegen Baustelle im Schritttempo vorbeifuhr. Ich konnte dem Fahrer direkt in die Augen sehen.

Kurz vor Rennerod steigt der Weg nochmal an und verläuft oberhalb des Ortes durch ein felsenbesetztes Waldstück. Auch ist in dieser Gegend die Kruzifix-Dichte deutlich höher als in Hessen. Genau – wir sind nämlich nun in Rheinland-Pfalz.

Zum Schluss kommen wir noch an zwei Bänken vorbei. Eine normale und eine auf hohen Beinen. Darauf soll man seine eigenen baumeln lassen. Witzige Idee! Meine beiden Mitwanderer wollen aber nicht darauf fotografiert werden.

Nun ist es für heute geschafft. Wir auch. Ich besorge 5 min. vor Ladenschluss im benachbarten Schuhladen das Fett für unsere Wanderschuhe. Die Verkäuferin fragt: “Soll ich Ihne e Läppsche mitgebn?” Dieses Angebot nehme ich gerne an. Nach einem wohlverdienten Essen im Restaurant unserer Gastgeberin drücken wir uns am Schaufenster des Schuhgeschäftes die Nasen platt und Kerstin verliebt sich in dort ausgestellte rote Wanderschuhe, die sie morgen ernsthaft kaufen will. Schauen wir mal. Zum Abschluss des Tages sitzen wir noch bei einem Glas (Plastebecher) Rotwein zusammen, während uns reihum die Augen zuplumpsen. Jetzt ist Feierabend für heute.

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Dienstag, 12.09.2017

Etappe 4

Die Zimmer waren ja dieses Mal nicht so schick, ziemlich dunkel und dazu passend in dezentem Beige ausgestattet. Aber das Abendessen gestern, das Frühstück heute und die Gastfreundschaft haben für alles entschädigt. Wir werden richtiggehend bemuttert und bekommen sogar noch Papiertüten, um uns Verpflegung einpacken zu können. Sonst machen wir das immer heimlich und schmuggeln unsere belegten Brötchen aufs Zimmer. Wir sind richtig gerührt von so viel Herzlichkeit!

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Ausgestattet mit Regenhosen, Regenjacken und -capes starten wir wieder um 9:30 Uhr. Heute stehen uns nur 18 km bevor.  Zunächst gehts den Berg hoch zu dem Punkt, an dem wir gestern den Westerwaldsteig verlassen hatten. Jesus gibt uns das göttliche Geleit für den heutigen Tag mit einem Segensspruch, der unangenehm berührt. Das Wort “Heil” ist in ähnlichem Kontext zu oft missbraucht worden.

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Gestern abend haben wir auch erfahren, dass Rennerod zwar schon zu Rheinland-Pfalz gehört, aber historisch hessisch-nassauisch geprägt ist und sich auch die Einwohner immer noch eher dorthin zuordnen. Die Franzosen seien schuld, dass nach dem Krieg dieses Gebiet neu aufgeteilt wurde. Mir waren ja gestern schon die vielen Kreuze und Marienstatuen aufgefallen und ich dachte, dass wir nun auf katholischem Boden wandern, was für Rheinland-Pfalz auf jeden Fall zutrifft.

Kerstin hat uns wieder ein Blatt mit bunten Bildern in die Hand gedrückt. Immer, wenn sie das Kommando gibt – also wenn die Koordinaten Alarm schlagen – müssen wir an der Stelle eins von den Motiven auf unserem Zettel suchen. Das klappt ganz gut. Manchmal auch so gut, dass wir die Objekte schon im voraus erkennen.

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Auch heute erwartet uns Naturidylle pur. Die Temperaturen sind perfekt zum Wandern, die Luft ist würzig und sauber, die Blätter der Bäume glänzen frisch gewaschen. Manchmal bereitet uns der matschige Boden Schwierigkeiten, nicht zu versinken, aber dann weichen wir eben nach rechts oder links aus. Schon nach kurzer Zeit werden die Capes abgestreift, denn es regnet nicht mehr. Wir sind uns einig, dass das Wandern momentan so richtig Spaß macht.

Die Maisfelder sind hier fast immer durch Weidestromdraht geschützt. Fragt sich, ob vor den hungrigen Wanderen oder Tieren. Ich klaue trotzdem einen Kolben und fange an zu knabbern, schmeckt aber nicht. Besonders amüsant finden wir eine Bank mit Maisfeld-Aussicht:

So trotten wir vor uns hin und manchmal sehne ich mich fast nach Regen. Schließlich habe ich heute diese unförmige Hose angezogen, unter der ich dermaßen schwitze, dass eigentlich unten aus den Hosenbeinen kleine Dampfwölkchen aufsteigen müssten. Zur Halbzeit legen wir eine Pause ein an einem Gehöft, wo man intuitives Bogenschießen üben kann, was immer das auch bedeutet. Kurz darauf erreichen wir die zu recht vielgepriesene Holzbachschlucht. Kerstin probiert gleich auf der ersten Treppe, wie hart die Stufen sind. Nicht härter als sie selbst!

Nun geht mein Wunsch in Erfüllung: es regnet. Na also! Es ist faszinierend zu beobachten, wie man den Regen auf sich zukommen sieht. Auch ein Hornissennest zieht unsere Aufmerksamkeit auf sich.

Zwischendurch mampfen wir Brombeeren und Äpfel und setzen unseren Weg stetig fort in Richtung Westerburg, unserem heutigen Ziel.

Wir werden übrigens täglich von Eichelhähern eskortiert und haben das Gefühl, dass sie einander von Revier zu Revier den Staffelstab übergeben, um uns im Auge zu behalten. Falken, Bussarde und Milane kreisen über uns. Aber auch solche Entdeckungen machen wir:

Was das wohl mal gewesen sein mag? Bei schönstem Wetter erreichen wir das Denkmal des Ostens, errichtet vom Bund der Vertriebenen aus den ehemaligen deutschen Ostgebieten. Man mag dazu stehen wie man will – auf jeden Fall hat man von hier aus einen perfekten Überblick über ganz Westerburg und diese Kulisse schreit geradezu nach Fotoshooting. Auch Drehrumbum darf aus dem Rucksack kommen und muss posieren. Kerstin und ich halten aufgeregt Ausschau nach einer Shopping-Mall. Endlich mal ein etwas größerer Ort! Wir müssen doch noch regionaltypische Mitbringsel kaufen und Stocknägel und Postkarten und Ohrringe und und und…

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Nun ist das Ziel in greifbarer Nähe, doch ohne eine letzte kräftige Regenhusche kommen wir nicht davon. Mit Hilfe des Geleits durch die freundliche Dame von Google Maps finden wir unser Hotel auf Anhieb und sind sehr angetan von dem Gebäude.

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Auch unsere Zimmer sind sehr ansprechend. Die Dusche verfügt sogar über eine eingemauerte Sitznische. Kleine Balkons erleichtern das Raucherdasein und ermöglichen einen schönen Ausblick über die Stadt.

Während Gerd sich ein bisschen pflegt, eilen Kerstin und ich erwartungsvoll der Einkaufsstraße entgegen. Aber oh je. Wir finden eine Apotheke, ein Nagelstudio, eine Drogerie (ok, hier kann der Ohrring-Vorrat aufgefüllt werden), noch eine Apotheke, eine Bäckerei, eine Metzgerei, einen Schuhladen, noch eine Apotheke, diverse Banken, ein Papierwarengeschäft, einen merkwürdigen Buchladen, eine obligatorische Bücher-Telefonzelle.

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Souvenirs können wir uns abschminken. Selbst Postkarten zu bekommen gestaltet sich als fast unmöglich. Zur Versöhnung mit der unbefriedigenden Situation schlendern wir noch durch einen Oldschool-Schuhladen, Kerstin sucht und findet einen Geocache und das wars dann mit unserer Shopping-Tour.

Doch uns erwartet noch das Highlight des Tages – das Abendessen:

Sooooo lecker! Der nette junge Mann von der Rezeption ist auch gleichzeitig Kellner und laut Mappe im Zimmer steht er ebenfalls als Masseur zur Verfügung. Uiuiui! Nach Schuheputzen und einem Gläschen Wein ist dieser doch recht entspannte Tag für uns zu Ende.

Ach ja – Kerstin hat ihre vermissten Ohrringe wiedergefunden!

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Mittwoch, 13.09.2017

Etappe 5

Es passiert mir jetzt immer öfter, dass mir morgens eine fremde Frau aus dem Spiegel entgegenschaut. Bisher ist es mir immer mehr oder weniger gelungen, sie zu vertreiben, aber heute habe ich keine Chance. Unter Aufbietung aller Möglichkeiten, die meine Wasch- und Schminktasche so hergibt, versuche ich, den Platz für mich freizuräumen, aber schließlich muss ich doch kapitulieren. Ich bin ja froh, dass ich meine verquollenen Augen überhaupt öffnen kann. Vor dem Frühstück möchte ich unsere Wanderschuhe wieder einfetten und suche meine gestern erworbene Schachtel mit Lederfett sowie das Läppsche. Statt dessen finde ich das verlorengeglaubte Schuhpflegeset, genau an der Stelle, wo ich es erwartet und gesucht hatte. Sachen gibts…

Nun aber erst mal zum Frühstück. Der freundliche Rezeptionist / Kellner / Masseur von gestern ist auch wieder vor Ort und brät uns noch Rührei. Ich frage ihn, ob er denn überhaupt geschlafen hat seit gestern und er meinte: Ja, zwei Stunden! Aber das wäre schon in Ordnung. Wir erfreuen uns an dem appetitlichen Anblick (des Büffets wohlgemerkt) und machen uns ans Werk:

Draußen pieselt es still vor sich hin und es sieht nicht so aus, als wollte es aufhören. Grauer Himmel flächendeckend. Das motiviert nicht gerade, aber wir haben heute 23 km vor uns und müssen los. Noch die restlichen, gestern erworbenen Postkarten schreiben, den Reisebericht vervollständigen, Schuhe putzen (Pflegemittel habe ich ja jetzt genug), die dreckigen Regenklamotten von gestern überstülpen und schon ist die Wandergruppe Zimmermann startklar.  An der Rezeption verabschieden wir uns und werden mit verwundertem Blick auf unsere Wanderstöcke gefragt: “Was haben Sie denn für ein Werkzeug dabei?” Wir klären ihn auf, aber er hat tatsächlich noch nie in seinem Leben Wanderstöcke gesehen! Fassungslos verabschieden wir uns und machen uns auf den Weg. Wie jeden Tag hat Kerstin wieder viele bunte Bilder auf ihrem Zettel, deren Motive man an bestimmten Stellen in der Realität erkennen muss. Während sie mit Gerd  die Gegend absucht, lasse auch ich meinen Blick schweifen und sehe direkt über mir einen dicken, abgebrochenen Ast am seidenen Fädchen baumeln. Der wird dort nicht mehr lange hängen!

Wir arbeiten uns vorwärts durch Regen und Sturm, aber gegen 11 Uhr gelingt der Sonne der Durchbruch. Die meisten Kühe hier sind so komisch farblos. Gerd meint: “Ist doch kein Wunder, wenn es ständig regnet!” Da hat er recht.

Durch die unaufhörliche Nässe sind manche Waldwege natürlich dermaßen aufgeweicht, dass wir versuchen, auf trockenere Stellen auszuweichen. An einer Stelle wurde uns der Weg großflächig total versperrt durch gefällte Bäume, über die wir mehr oder weniger sportlich drüberklettern. Das bringt mich auf die Idee, mal von allen Wegsorten, die uns unter die Füße kommen, ein Foto zu machen.

Also wirklich sehr abwechslungsreich!

Noch immer scheint die Sonne. Wir gelangen an ein Häuschen, dass sich als Toilette entpuppt. Ein Blick hinein genügt, um der freien Natur den Vorzug zu geben für diverse Geschäfte.

Es ist immer witzig, um wie viele Kurven wir geführt werden, damit der Weg auf seine Kilometer kommt. Aber ich glaube, das war beim Anlegen des Westerwaldsteiges nicht der Hauptgrund. Wir werden dadurch immer an besonders schöne Punkte geführt. Oder interessante. Wir haben dadurch gestern eine keltische Anlage kennengelernt, in der früher Zwerge gehaust haben. Sie hatten ihr ganzes Gold und Silber ausgebreitet und einem armen Burschen, der des Weges kam zugerufen, er könne so viel mitnehmen, wie in seine Taschen passen. Da ist er noch mal nach Hause, um größere Taschen zu holen. Doch als er wieder an der Stelle ankam, war alles weg. Heute habe ich die Geschichte von Adolf Weiß an einem Baum gelesen. Er hatte an einem Schreibwettbewerb teilgenommen und den hiesigen Spruch “Hui! Wäller? Allemol!” geprägt. Er hatte 12 Flaschen Moselwein gewonnen.

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Nur manchmal fragt man sich z.B. erschöpft, wieso man gerade ein Maisfeld umrundet hat, obwohl der direkte Weg maximal halb so lang ist. Auch die Entfernungsangaben auf den Radwegen machen uns manchmal neidisch. Aber es wird nicht geschummelt. Tapfer folgen wir der vorgegebenen Ausschilderung.

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Kerstin hat ja durch das Geocaching doppelten Stress. Sie muss Koordinaten berechnen, suchen, dokumentieren, Rätsel lösen, während wir ohne Aufgaben sorglos einen Fuß vor den anderen setzen.

Die Nennung der Orte, die wir streifen, spare ich mir hier. Meistens wissen wir ja selbst nicht, wo wir sind. Wir kennen Start und Ziel, das reicht. Ansonsten genießen wir Landschaft und Natur und erfreuen uns an solch einfachen Dingen wie einem üppig behangenen Apfelbaum, dem Spiel von Sonne und Schatten, dem scharfen Wind, der uns die Köpfe freipustet, den Wolkenformationen oder dem freien Blick über Berghänge. Diesen auf dem Bild sind wir schnurgerade von oben nach unten gelaufen.

Mein heutiges Lieblingsfoto:

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Wir bewundern von einem Hang einen sehr ordentlichen, so typisch deutsch in Reih und Glied angelegten Friedhof,

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treffen eine freundliche Einheimische, mit der wir uns eine ganze Weile unterhalten und uns gegenseitig von unseren bisherigen und zukünftigen Wanderungen berichten. Sie meint, uns würde noch eine sehr reizvolle Wegstrecke bevorstehen. Was uns mit Gewissheit unmittelbar bevorsteht, ist eine weitere Regenhusche! Der reizvolle Weg entpuppt sich als ein verhältnismäßig öder Abschnitt über mehrere Kilometer. Immer an Feldern und Waldrändern entlang, begleitet von Nieselregen und Sturm. Aber auch Tiere der verschiedensten Art bekommen wir zu Gesicht:

Sogar Kängurus, aber die wollten sich nicht fotografieren lassen.

Wir kommen an eine sehr irritierende Wegmarkierung und wissen nun nicht so recht, wo es weitergeht nach Freilingen, dem Ende dieser Etappe. Also folgen wir dem Radweg dorthin, kann ja nicht so falsch sein. Wir marschieren im Gänsemarsch und passieren ein ganz kleines Nest namens Wölferlingen, dessen Bewohner ja völlig aus dem Trott geraten, als sie uns sehen. Wir sorgen für großes Aufsehen! Bestimmt laufen hier nur ganz, ganz selten Fremde durch. Aber wir sehen auch was Schönes. Eine Familie  hat Zuwachs bekommen und die Dorfbewohner haben das Haus geschmückt:

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Kurz darauf sind wir wieder auf dem Westerwaldsteig und nehmen das letzte Stück von ca. 5 km nach Dreifelden in Angriff.

Etappe 6

Die Sonne scheint mittlerweile wieder und jetzt kommt tatsächlich noch ein wunderschöner Abschnitt durch den Wald und an Seen entlang.

Unser Ziel rückt näher und ist auch bald erreicht. Das Bedeutendste in Dreifelden ist die Kirche aus dem 11. Jahrhundert. Direkt daneben befindet sich die Pension, die uns heute ein Dach über dem Kopf bietet.

Wir sind ja schon verwöhnt, was die Herzlichkeit der Menschen hier betrifft. Heute werden wir wieder von unserem Sockel runtergeholt. Wir treffen auf eine Gastronomin mit tschechischem Akzent, die kein großes Gewese macht, sondern klare Ansagen. Das Gleiche erwartet sie von uns. Hier wird nicht rumpalavert und getrödelt! Wer was möchte, sollte das deutlich äußern. Auch bei der Bestellung zum Abendessen. Wenn zwei verschiedene Soßen zur Auswahl stehen, dann bitte auch gleich sagen, welche man haben will! In der Speisekarte finden wir den Vermerk: “Bei Wechsel der Beilage entstehen Kosten von 1 €.” Kerstin entdeckte am See ein Schild: “Baden nur für Einheimische und Gäste erlaubt!” Hier herrschen unmissverständliche Regeln! Aber wir haben bei unserer Wirtin auch Ansätze von Empathievermögen entdeckt. Sie hat mit einem kleinen Kind geschäkert, sie hat mir unaufgefordert Folie zum Einpacken meines Restessens gebracht und uns für morgen gutes Wanderwetter gewünscht. Ich will sie nicht schlechter machen, als sie vermutlich ist.

Draußen regnet es unaufhörlich und das soll morgen auch so bleiben den ganzen Tag. Oh je. Wir laufen dann den Rest dieser Etappe und die 7. noch obendrauf bis Bad Marienberg. Insgesamt 22 km.

Unsere Schritte von heute:

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Donnerstag, 14. September 2017

Weiter auf Etappe 6. Wie immer klingelt um 7:15 Uhr mein Wecker. Um 8 Uhr treffen wir uns zum Frühstück. Wir werden von einem freundlichen Mann bedient, der uns üppig zu essen hinstellt. Ganz viele Brötchen, Käse, Wurst etc. Von ihm bekomme ich auch den Schlüssel für die Kirche. Ich hatte es gestern schon erwähnt, dass sie sehr alt ist. Das mag man gar nicht glauben, wenn man sie von außen sieht. Aber innen lüftet sich das Geheimnis. Das altehrwürdige Gemäuer wurde zu seinem Schutz umhaust! Ich trage mich ins Gästebuch ein und gehe auch noch mal auf die Empore, aber nun müssen wir los! Wir haben schließlich noch was vor uns.

Nach kurzer Zeit Auf der Dorfstraße biegen wir ab auf einen wunderschönen Weg unter Weiden neben einem Bachlauf. Der Himmel verspricht nichts Gutes, schwere, dunkle Wolken bahnen sich ihren Weg über unsere Köpfe und schütten ihren Inhalt über uns aus. Ungeachtet dessen hat Kerstin wieder ihr Programm abzuarbeiten und das Bilderkennungsprogramm läuft auf  Hochtouren.

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Durch den ständigen Regen sehen die Wege zeitweise so aus:

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In diesem Abschnitt sind wir so beschäftigt, von Pfütze zu Pfütze zu hüpfen, dass wir die Wegmarkierung nicht im Auge behalten und den Abzweig verpassen. Also zurück durch den Modder. So ungemütlich das auch manchmal ist, trotzdem ist es schön draußen in der Natur. Die Luft ist so würzig und die Regentropfen glitzern wie Edelsteine.

Auch heute wechseln sich die Wege ständig ab durch Wiesen und Wald. Es kommt auch so gut wie nie vor, dass man mal endlos geradeaus laufen muss. Kurzum – es fordert Aufmerksamkeit und bietet was fürs Auge. Es kann auch passieren, dass man umgefallene Hinweisschilder wieder aufrichten muss. Kerstin hat für solche Zwecke immer ihren Notfallhammer dabei.

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Gegen Mittag erreichen wir die Alpenroder Hütte und trinken zum Aufwärmen von innen einen Wacholderschnaps. Meine beiden Mitwanderer können sich nicht dazu aufraffen, auf den Fernsehturm hochzusteigen, obwohl man eine fantastische Aussicht haben soll. Also steige ich alleine die 196 Stufen nach oben. Doch Kerstin erhält durch den Schnaps einen solchen Motivationsschub, das sie doch noch hinterher kommt.

Bei schönstem Sonnenschein setzen wir unseren Weg fort, doch im Hintergrund ist schon die nächste schwarze Wand im Anmarsch.

Der Welterstein ist der Sage nach eines Tages den faulen Zwergen von Gott vor die Tür gerollt worden. Sie mussten sich dann einen Gang nach draußen schaufeln.

Unser Weg führt bei Büdingen mitten durch ein ehemaliges Basaltwerk. Das wäre einen Tagesausflug für sich wert. Das bisschen, was wir beim Hindurchlaufen sehen, ist schon sehr interessant. Basalt ist hier einer der Hauptrohstoffe.

Ich rette durch Zufall ein Leben, weil ich mich im Wald hinter einem Jägerschießstand niederlassen will, vorher aber vorsichtshalber in das rundum geschlossene Häuschen hineinschaue. Nicht, dass dort der Jäger drinsitzt! Der nicht, aber es flattert ein kleines Vögelchen drin rum und will raus. Da die Tür nicht abgeschlossen ist, kann ich ihn freilassen. So ein Zufall!

Wir erreichen am frühen Nachmittag Nistertal. Am Etappenende steht eine kleine Kapelle, wo Kerstin sucht und findet und wir uns unterstellen, als der nächste Schauer runterprasselt.

Etappe 7

Das heißt, 6 km bis Bad Marienburg, überwiegend aufsteigend. Wir passieren ein Respekt einflößendes Viadukt, das sich in die Landschaft schmiegt.

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Wir überqueren den Fluss Nister und laufen dann parallel zum Viadukt. Wie groß ist meine Freude, dort eine Baumelbank zu finden! So kann ich mein Foto doch noch bekommen:

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Danach gehts mal wieder durch den Wald, meist bergauf. Durch den Regen sprießen die Pilze nur so aus dem Boden:

Heute ist der Tag, an dem wir noch zusätzliche Kilometer machen durch Verlaufen. Komischerweise trotten wir schon wieder vor uns hin, ohne zu bemerken, dass der Weg abbiegt. Was solls, wir kehren um und sind aber nun doppelt aufmerksam. Denn irgendwann wollen wir ja auch mal ankommen!

Als wir das Ortsschild von Bad Marienberg erreichen, ahnen wir noch nicht, dass wir noch lange nicht am Ziel sind. Der Weg führt wieder raus aus dem Ort oder in so eine Art Stadtwald entlang der Schwarzen Nister. Nun kommt der Dauerregen. Er ist bis zum Hotel unser ständiger Begleiter. Kerstin ist an einem Punkt angelangt, wo sie sich auch im Regen auf eine Bank setzt und Koordinaten berechnet. Ich schaue mir im Vorbeigehen den sehr schönen Kräutergarten der Stadt an. Auch einen Barfußpfad gibt es hier und einen Obstgarten.

So, nun noch das letzte Stück bis zum Hotel. Es soll direkt am Weg liegen. Dieses Etablissement ist es Gott sei Dank nicht:

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Wir laufen und laufen, durch die Einkaufsstraße, durch ein Wohngebiet, durch einen Park, an einem Basaltsee entlang, wo früher schon Kinder die Gesteinsbrocken bearbeiten mussten.

Wir werden langsam unruhig und schauen dann doch mal auf den Stadtplan. Es stellt sich schließlich heraus, dass wir vor einer Stunde schon am Hotel vorbeigelaufen sind und es nicht gemerkt haben. Was ist heute nur los? Es bleibt uns nichts anderes übrig – Kommando zurück! Kerstin, die unterdessen vergeblich mitten im Wald den heutigen Cache gesucht hat, stößt auch wieder zu uns. Wir kommen gegen 18:30 Uhr zum zweiten Mal zum Westerwälder Hof und sind froh, für heute die Wanderschuhe und Regenkleidung ablegen zu können. Unsere Zimmer sehen so aus:

Über Kerstins Bett hängt ein Bild eines weinenden Kindes. Schrecklich! Aber sonst ist alles ok. Das gemeinsame Abendessen nehmen wir wie immer im hauseigenen Restaurant ein. Es gibt sogar eine Pinte, ein Raucherlokal. Dort beschließen Gerd und ich den Tag. Unsere Schritte heute:

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Freitag, 15. September 2017

Etappe 8

Völlig verschlafen taumeln wir heute morgen zum Frühstück. Die Gänge und Flure sind so verwinkelt, dass wir unseren Orientierungssinn aktivieren müssen, um zum Restaurant zu finden. Dazu müssen wir um 6 Ecken biegen, ich habe sie extra gezählt. Auf dem Bild ist Kerstin schon am Zusammenräumen. Kurz davor fragt sie mich, ob sie meine restliche Butter haben könne. “Du siehst schon so fertig aus.” Da hat sie in einem Satz gleich zwei wahre Aussagen getroffen.

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Doch darauf kann keine Rücksicht genommen werden, wie immer starten wir so gegen 9:30 Uhr zur 8. und für uns momentan letzten Etappe nach Hachenburg. Wenn ich noch mehr Urlaub hätte, würde ich die 16 Etappen vollständig laufen. Jetzt habe ich mich so richtig “eingewandert” und es ist schade, dass nun schon wieder Schluss ist. Insgesamt hat der Westerwaldsteig eine Länge von 235 km. Wir sind jetzt 114 km gelaufen, also fast die Hälfte. Interessant ist auch, dass der Westerwaldsteig den Rothaarsteig mit dem Rheinsteig verbindet. Beide kennen wir ja auch schon. So erobern wir uns Deutschland Stück für Stück zu Fuß.

Doch zurück zur heutigen Wanderung. Die ersten Kilometer sind wir ja gestern schon aus Versehen gelaufen und schaffen eine kleine Abwechslung durch Begehung von Parallelstraßen. Da bietet sich doch die Thüringerstraße geradezu an! Witzigerweise mündet sie in die Berlinerstraße.

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Kerstin findet heute auch Gott sei Dank ihren Etappencache von gestern, so dass wir zügig Bad Marienberg verlassen und am Basaltsee aufsteigen zum Wildpark und dem Hedwigsturm.

Meine Wandergruppe hat keine Aufstiegsambitionen, ich schon. Von dort kann man bis zur Fuchskaute sehen. Auch Berlin ist angezeigt mit 480 km Entfernung. Wir kommen an diversen Tierarten des Wildparkes vorbei, u.a. einem total lustigen Papagei, der “Hallo” sagt, “Paul” und ganze Sätze, die aber niemand versteht. Es geht weiter aufwärts durch einen herrlichen Buchenwald zu den Wolfssteinen, beeindruckenden Felsformationen, die der Sage nach dem Teufel zu verdanken sind. Er wollte einen Turm bis in den Himmel bauen, der aber beim Aufrichten eingestürzt ist. So liegen die Steine nun immer noch rum.

Das ist die höchste Stelle der heutigen Wanderung. Es geht teilweise sanft, aber auch kniestrapazierend steil bergab in Richtung Unnau-Korb bis an die Nister. Es ist schon die ganze Zeit trocken von oben, aber natürlich sind die Spuren des feuchten Wetters der letzten Tage noch zu sehen

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Die saftigen Wiesen haben es mir auch immer wieder angetan, weil die vielfältigen Blumen wunderbare Fotomotive bieten:

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Es gibt für Wanderer unzählige Erholungsmöglichkeiten im Form von Bänken, Hütten und Rastplätzen. In dieser Häufigkeit findet man das selten.

Kerstins Hobby hält sie natürlich ständig auf Trab. Sie muss schon die Augen offen halten, um alles zu finden, aber auch der Blick auf das Navi und in die Unterlagen sind unerlässlich. Dadurch entgeht ihr wiederum manches, wie z.B. der Annäherungsversuch eines Pferdes. Dieses trabt äußerst zielstrebig und neugierig auf Kerstin zu. Mal gucken, was die da so macht, wird es sich gedacht haben. Nach einer Weile lässt das unerwiderte Interesse nach und es widmet sich wieder anderen Dingen.

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Nun gehts wieder bergauf, und zwar den Philosophenweg. Er führt bis nach Hachenburg, direkt in die Stadt hinein.

Eine letzte Rast, bevor wir endgültig und wehmütig der Natur den Rücken kehren und in die Stadt einmarschieren. Die ersten Häuser sind Luxusvillen. Der Gegensatz zu unserem Leben im Wald kann krasser nicht sein. Die Vorgärten sind komplett mit Fliesen ausgelegt, bis ans Tor. Da ist kein Platz für Rasen oder unkontrolliertes Wachstum. Man kann auch fix mal drüberwischen, damit alles schön sauber ist. Vor einem Zaun steht ein Schild: “Hundemist im Rasenmäher ist Kacke”. Alles ist so penibel und unnatürlich ordentlich, dass wir mit unseren verdreckten Klamotten und Schuhen garantiert auffallen. Aber dann sehen wir schon die Häuser des Landschaftsmuseums, ein Freiluftmuseum über das Leben früher in dieser Region. Kerstin und ich schauen uns das an, Gerd bleibt lieber draußen und hält schon mal Ausschau, wo es weitergeht zur Altstadt.

Der Westerwaldsteig führt mitten durch die Stadt, direkt bis zu unserem Hotel “Krone” am Markt. Wir bekommen auf unserem Weg dorthin schon einen kleinen Eindruck von der Stadt. Sehr nett, mit vielen schönen, uralten Fachwerkhäusern. Eins davon ist unser Hotel, die älteste steinerne Herberge Deutschlands.  Wir werden aus dem Fenster heraus freundlich begrüßt und hereingebeten. Was gibt es da nicht alles zu sehen!

Unsere Zimmer sind zweckmäßg eingerichtet, sogar mit Blick auf den Markt. Die Handtücher könnten allerdings mal erneuert werden:

Und so sieht das Türschloss in Kerstins Zimmer aus:

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Der Wirt klärt uns auf, dass heute Abend das “Lichterloh”-Fest stattfindet und gibt uns Eintritt-Buttons dafür. Es lohnt sich, dem Link mal zu folgen, denn das ist was fürs Auge. Feuershows, Fackeln und Kerzen in der ganzen Stadt, die Häuser werden bunt angestrahlt. Das macht schon was her. Wir freuen uns, dass wir zufällig so einen schönen Urlaubsausklang geboten bekommen. Vorher schaffen wir aber noch das Gepäck aufs Zimmer. Links ist Gerds Reisetasche, rechts meine:

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Danach machen Gerd und ich einen Kennenlernspaziergang durch Hachenburg, gehen Kaffee trinken und treffen uns um 19 Uhr mit Kerstin in der Gaststube des Hotels zum Essen.

Wir werden sehr nett bedient und umsorgt. Die Hütte ist voll, es ist sehr laut, aber lustig. So richtig gemütlich. Als das Essen kommt, ist unser kleiner Tisch voll.

Natürlich wollen wir uns das Spektakel draußen anschauen und drehen nach dem Essen noch eine kleine Runde durch die Innenstadt. Überall sind Menschenmassen unterwegs, es brennen Kerzen in den Fenstern, die Leute haben Laternen in den Händen, es gibt Theaterstücke, Kunstinstallationen, bunte Häuser und Glühwein zum Aufwärmen. Es hat sich so drastisch abgekühlt, dass wir wie viele andere gerne davon Gebrauch machen.

Später schauen wir uns vom Fenster aus die Abschluss-Show an, dann ist es schon 23 Uhr und Zeit zum Schlafen. Morgen haben wir bis zum frühen Nachmittag Zeit, uns noch ein bisschen umzuschauen und Mitbringsel zu kaufen, unser Zug fährt erst gegen 17 Uhr.

Unsere Schritte heute:

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Samstag, 16. September 2017

Wir gönnen uns heute morgen eine halbe Stunde mehr Schlaf, wir haben schließlich keine lange Tour mehr vor uns, aber zum Leidwesen von Gerd eine Shopping-Tour durch Hachenburg. Das Frühstück ist erwartungsgemäß wie überall in dieser Woche ausgesprochen üppig und lecker. Ich schaue mir den Vers mal genauer an, der über unseren Köpfen an die Wand gemalt ist, allerdings kann ich auf Anhieb nur wenig entschlüsseln. Vielleicht gelingt es euch Lesern besser:

Man entdeckt auf Schritt uns Tritt kleine Details, wie z.B. diesen Kleiderhaken:

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Nachdem wir unsere Koffer zur Aufbewahrung bis nachmittags abgegeben haben, ist es 10 Uhr, lautstark bestätigt durch die Glocken der katholischen Kirche, die ich mir auch mal von innen anschaue. Eigentlich ziemlich schlicht, ganz anders, als erwartet.

Danach begeben wir uns auf die Suche nach Stocknägeln und ein paar kleinen regionaltypischen Souvenirs als Mitbringsel für die Daheimgebliebenen. Das gestaltet sich als unerwartet schwierig. Stocknägel sind gar nicht zu bekommen, wir werden freundlich von einem Laden zum nächsten geschickt, aber überall schütteln die Leute bedauernd mit dem Kopf. So was kauft keiner mehr heutzutage, überhaupt seien Souvenirs kaum noch gefragt, klagt eine Verkäuferin. Und so ist dann auch das Angebot – sehr ausgewählt. Hm, das haben wir uns anders vorgestellt. Aber schließlich erhalten wir einen Tipp zum Besuch des Einrichtungshauses Wäller, dort gäbe es vielleicht das, was wir suchen. Auf die Idee wären wir niemals gekommen, aber siehe da – wir werden von der Inhaberin in das Kellergeschoss geführt und finden dort so eine Art Hofladen vor mit Westerwälder Bränden, Likören, Keramik, Wurstkonserven, Bücher. Na also, das sieht doch schon besser aus. Zwar keine Stocknägel, aber wenigstens kleine Geschenke. Dazu ein sehr nettes Verkaufsgespräch, das unseren Eindruck von der Freundlichkeit der Westerwälder bestätigt.

Glücklich mit unseren Errungenschaften schauen wir uns nun noch die Bibliothek an. Klein, aber fein, mit etlichen, verschachtelten Räumen. Alles ist sehr liebevoll eingerichtet und unglaublich ordentlich. Kerstin und ich staunen neidisch, vor allem über den Katalog. Viel besser als unser System.

Die restlichen Läden sind schnell abgeklappert. Fasziniert beobachten wir die Wahlkampfaktionen der örtlichen Politiker. Einträchtig haben sich die Parteien nebeneinander aufgereiht und demonstrieren alle fröhliche Zuversicht und Aufbruchstimmung, während ein religiöser Fanatiker mit einem Banner “Nur Jesus kann helfen!” mit forschen Schritten hin- und hereilt.

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Es ist 12:30 Uhr und unser Zug fährt erst um 16:45 Uhr. Was machen wir jetzt noch? Erst mal Kaffee trinken und auf dem Marktplatz sonnen.

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13:30 Uhr. Sonne weg, es wird kühl. Wir drehen zum Aufwärmen nochmal eine Runde durch den Ort und kehren ein zum Tee / heißen Apfelwein / Bier trinken. Besonders gut finde ich die Bitte an die Jugendlichen in einem Einkaufscenter. Respektvoll, aber deutlich. Bleibt natürlich die Frage, ob dieses das überhaupt lesen. Soviel Text!

Wir holen schließlich unser Gepäck ab aus dem Hotel, verabschieden uns und flüchten vor dem einsetzenden Regen, der uns offensichtlich auch Auf Wiedersehen sagen will, in ein Café. Wir werden neugierig beäugt, wahrscheinlich vor allem wegen der Wanderstöcke. Die sind ja auch ein Hingucker. Nach leckerem Chai Latte gehts nun aber wirklich ab zum Bahnhof. Die Umsteigezeiten in Au und Köln werden leider nicht ausreichen für eine Zigarette, weswegen meine Raucher vorsorglich ihren Nikotinvorrat bis zum Anschlag auffüllen. Erst zum Schluss fällt uns das Schild rechts unten auf:

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Die Heimfahrt klappt bis Köln nahtlos, nochmal einen letzten Blick auf den Westerwald werfen.

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Der ICE von dort nach Berlin hat eine Verspätung von einer Stunde. Die angebotene Rückerstattung von 25 % des Fahrpreises besänftigt die Gemüter. In der M6 merken wir, dass wir wieder in Marzahn-Hellersdorf sind. Lauter merkwürdige Gestalten steigen ein, mit Kapuzen verhüllt. Der Alkoholpegel scheint deutlich erhöht. Cola wird mit Wodka gemixt. Dazwischen vermutlich Syrer, die das Treiben amüsiert beobachten. Besonders lustig finden sie ein Pärchen, das offensichtlich keins mehr sein will. Sie steigt an einer Haltestelle aus und gibt ihm Zeichen, ihr zu folgen. Doch er denkt nicht daran, sondern steigt erst die nächste aus. Die Konversationen bewegen sich auf entsprechendem Niveau. Wir schauen uns an und sind uns einig: Wir wollen zurück in den Wald!

Fazit

Der Westerwaldsteig gehört zu den schönsten Wegen, die wir gelaufen sind. Abwechslungsreich in jeder Hinsicht – die Wege und die Landschaft. Die Ausschilderung ist hervorragend. Man muss zwar aufpassen, weil der Steig auch an unvermuteten Stellen plötzlich abzweigt, aber dadurch bleibt es spannend und man selber aufmerksam. Auch bei Regen und Wind bleibt das Wandern ein Genuss. Die Menschen beeindrucken durch herzliche Gastfreundschaft und Aufgeschlossenheit. Nirgendwo hatten wir unangenehme Begegnungen. Die Unterkünfte waren alle hervorragend bis zweckmäßig, das Essen viel zu gut! Einzig Vegetarier hätten ihre liebe Not. Es gab nur einmal fleischlose Gerichte auf der Karte. Wir können den Westerwaldsteig uneingeschränkt weiterempfehlen und werden ganz sicher die zweite Etappe auch noch laufen.