Es ist ein Phänomen – die Beliebtheit der Schreibwerkstatt ist ungebrochen und zieht wie ein Magnet monatlich neue schreibaffine, junge Menschen in die Mark-Twain-Bibliothek. Und das gänzlich ohne Werbung! Ehrlich gesagt, bin ich selbst total fasziniert von der Eigendynamik, die sich offenbar in den Jahren entwickelt hat. Ich komme kaum mit Namen lernen hinterher und mache dann auch mal Maria zur Paula. Was treibt die Jugendlichen jeden Monat in Scharen in die Bibliothek, um ihre Freizeit unter Anleitung einer alten Frau zu verbringen? Natürlich könnte man auch fragen: Was stimmt nicht mit mir, dass ich meine Wochenenden freiwillig mit Jugendlichen verbringe, die meine Kinder oder teilweise sogar meine Enkel sein könnten? Kurze Antwort: Es ist ein Geben und Nehmen. Ich liebe das Experimentieren mit Sprache, ermuntere dazu mit Schreibspielen und bin jedes Mal überwältigt, welch reflektierte, fantasievolle und kluge Texte dadurch entstehen. Am liebsten würde ich mit allen meine Erkenntnisse, Erfahrungen, Erlebnisse teilen, ihnen Welten eröffnen, die nicht in ihrem Fokus liegen. Ein bisschen ist mir das vielleicht gelungen. Die Jugendlichen lassen mir gegenüber Behutsamkeit und Milde walten. Sie mögen mich, glaube ich und sind dankbar für die Möglichkeit, sich mit Gleichgesinnten zu treffen und sie selbst sein zu dürfen. Ich schätze sie alle sehr und sie geben mir Hoffnung, dass die Welt nicht verloren ist.


Wir haben heute zuerst auf Papier gechattet. Jeder hatte vor sich eine Meldung aus Politik und Gesellschaft zu liegen, zu der er einen Kommentar schreiben sollte. Dann wurde das Blatt weitergereicht und der Nächste hat entweder zur Meldung oder zum Kommentar einen Kommentar geschrieben. Die Ergebnisse waren so authentisch wie echte Facebook-Posts. Ziemlich schräg!
Die zweite Aufgabe bestand darin, zu einer Postkarte die Gedanken in einzelnen Wörtern auf kleine Zettel zu schreiben und diese anschließend zu einem Gedicht zu verbinden. Hier sind die Ergebnisse:
Die dritte Schreibaufgabe bestand darin, auf eine ausgewählte philosophische Lebensfrage mit Fragesätzen zu antworten. Das war eine sehr interessante Erfahrung, weil sich dadurch immer neue Gedankenfenster öffneten. Zur nächsten Schreibwerkstatt wollen wir dann auf diese Fragen antworten.
Wie immer endete der Nachmittag mit Werwolf und langen Gesprächen danach. Schön wars!