Dubai

Die Fotos zum Text:

Wir gehören zu den Verrückten, die im August nach Dubai fliegen. Dort ist im Moment Nebensaison, weil in dieser Jahreszeit niemand in dieser Hitzehölle Urlaub macht, der einigermaßen bei Verstand ist. Tagsüber sind dort 45 °C im Schatten, nachts „kühlt“ es ab auf 37°C. Ich bin schon sehr gespannt auf diese Reise, weil wir viel erleben und sehen werden. Gigantomanie beherrscht das Stadtbild von Dubai, uns wird oft der Mund vor Staunen offen stehen.
Mittwoch, 01.08.2012
Noch zwei Wochen. Fange so langsam an, Dinge zurechtzulegen, die ich mitnehmen möchte. Luftige, aber blickdichte Klamotten, Erfrischungstücher, Bücher…
Mittwoch, 15.08.2012
Wie immer, wenn Kofferpacken angesagt ist, warte ich bis zum letztmöglichen Augenblick, um diese unliebsame Beschäftigung zu verrichten. Da unser Flieger heute erst um 19 Uhr von Tegel aus startet, lasse ich mir also bis heute Mittag Zeit, meine Utensilien zusammen zu suchen. Es geht für meine Verhältnisse erstaunlich schnell, allerdings bleibt bei dem Reiseziel Dubai mit über 40 °C auch nicht viel zu überlegen, welche Klamotten in die engere Auswahl kommen.
Letztendlich hat mein Koffer ein Gewicht von 15 kg, das aber zum größten Teil den Büchern zuzuschreiben ist, die ich mangels Entscheidungsfreudigkeit alle eingepackt habe, obwohl ich aus Erfahrung weiß, dass ich sowieso nicht zum Lesen kommen werde.
Gegen 15:30 Uhr verlassen Georg und ich Heim und Herd, um uns ins Abenteuer zu stürzen. Das beginnt schon auf dem Flughafen, wo mich mein Sohn mitleidig anlächelt, als ich mich lieber am Schalter anstellen möchte, als den Check in am Selbstbedienungsterminal durchzuführen.

Ist dann aber wie zu erwarten ganz einfach, ist ja in der Bibliothek nicht anders. Mit den Bordkarten traben wir zur Gepäckannahme. Der sehr gründliche Mensch hinter dem Tresen muss sich erst mal belesen, ob meine Behauptung, dass wir ein Visum vor Ort bekämen, den Tatsachen entspricht. Dann meint er, dass Georg noch nicht 18 wäre, entschuldigt sich aber umgehend für seine fehlerhafte Berechnung. Er zeigt uns, dass er die Kofferaufkleber bis zum Zielort erstellt hat, was bedeutet, dass wir bei der Zwischenlandung in München uns darum nicht kümmern müssen. Nun haben wir noch viel Zeit und machen Starbucks ein bisschen reicher mit dem Verzehr von zwei Chai Latte, dazu gibt es Resteessen aus dem geplünderten Kühlschrank zu Hause. Als wir uns durch die Sicherheitsschleuse  vorgearbeitet haben und heftiges Piepsen eine eingehende Körperkontrolle meinerseits nach sich zieht (Ursache: meine Kette), warten wir darauf, das Flugzeug betreten zu können. Als ich in den Reiseunterlagen nachschauen will, wann wir in München weiterfliegen, stelle ich fest, dass sie nicht mehr da sind. Ach du Schreck! In der Mappe befinden sich die Hotelunterlagen, die Transfergutscheine und die Daten für den Rückflug. Georg findet ja meine Aufregung völlig unsinnig, da er der Überzeugung ist, die Mappe in meinem Koffer verstaut zu haben. „Bist du sicher?“, frage ich ihn. Augenrollend und wieder sanft lächelnd erwidert er: „Ja! Und so bleibt es außerdem spannend bis Dubai!“ Auf diese Art von Spannung will ich gerne verzichten und entschließe mich, doch noch einmal an den Gepäckschalter zurückzugehen. Dazu muss ich retour duch die Sicherheitsschleuse, was mir auch genehmigt wird. Und siehe da – meine Mappe liegt ganz brav und einsam auf dem Tresen und wartete auf mich. Plumps, fällt mir ein Stein vom Herzen! Nun das Ganze nochmal: Piepsen, durchchecken, Kette als Verursacher entlarven. Die nette Beamtin meint, beim nächsten Mal müsse ich einen Kaffee ausgeben. Ohne weitere Zwischenfälle landen wir 1,5 Stunden später ganz pünktlich in München auf einem sehr ordentlichen Flughafen mit gratis zu nutzenden Kaffeeautomaten, umringt von schläfengelockten Juden und deren zahlreichen Kindern. Sofort meldet sich meine Sehnsucht nach Jerusalem, aber nun will ich schließlich erst mal nach Dubai. Wir kommen an eine Front mit vielen Schaltern zur Passkontrolle, wovon einer ganz leer ist und an den restlichen sich lange Menschenschlangen tummeln. Es ist aber nicht zu erkennen, warum man den leeren nicht nutzen sollte, also versuchen wir es. Und das ist eine gute Entscheidung, wir müssen nicht anstehen. Die letzten Minuten erforschen wir den Duty Free Shop, wo ich mir zum wiederholten Mal die Frage stelle, was daran so preiswert sein soll.
Gegen 21:30 Uhr stürmen wir dann den Flieger, der uns nach Dubai bringen soll. Ein sehr geräumiges Flugzeug. Auf jedem Platz liegen ein Kopfkissen und eine Decke, da uns eine lange Zeit über den Wolken bevorsteht, nämlich 5,5 Stunden! Noch vor dem Start freue ich mich über die Decke, da ich das Gefühl habe, in einen Kühlschrank eingestiegen zu sein. Freundliche Stewardessen pilgern pausenlos mit ihren Wägelchen hin und her und versorgen die Fluggäste mit gratis Getränken aller Art, recht leckerem Essen, Snacks und käuflich zu erwerbender zollfreier Ware. Vor jedem Platz befindet sich ein Bildschirm an der Rückenlehne des Vordersitzes. Hier kann man entweder aus einem großen Filmangebot, Hörbüchern oder aktuellen Fluginfos wählen. Kopfhörer dafür bekommen wir ebenfalls ausgeteilt. Ich entscheide mich für den Film „Die Tribute von Panem“, damit ich endlich weiß, wovon meine Schreiberlinge und andere Jugendliche so schwärmen. Ist sehr spannend!
Bei der Beobachtung der Flugroute ist es ein merkwürdiges Gefühl zu sehen, dass wir uns z.B. über dem Irak befinden. Ist schon ziemlich weit weg, unser Reiseziel.
Wie schon beim Start, so fängt auch jetzt beim Landen das ganze Flugzeug an, furchterregend zu wackeln und zu stöhnen. Ab und zu macht es „pffffff“. Aber das muss wohl so sein, das Personal wirkt jedenfalls unbeeindruckt.

Donnerstag, 16.08.2012
Nach der Landung sind wir ca. 20 min. im Flughafengebäude zu Fuß unterwegs, bis wir zur Passkontrolle gelangen. Dort reihen wir uns in eine der vielen Schlangen ein und haben das Gefühl, dass es überhaupt nicht vorwärts geht. Nach 30 Minuten sind wir endlich dran, Koffer holen und ab nach draußen, wo unser Shuttlebus zum Hotel auf uns wartet. Uns umhüllt sofort heiße, feuchte Luft. Erst denke ich, dass sie aus dem Gebläse im Türbereich kommt, denn es ist 6 Uhr morgens (zwei Stunden Zeitverschiebung), da kann es doch noch nicht so warm sein! Kann aber doch, wie wir dann merken, denn es wird nicht anders. Erst im Auto können wir wieder aufatmen. Mir kommen nun doch arge Bedenken, denn momentan ist es schließlich noch kühl im Vergleich zu mittags.
Wir werden ins Hotel chauffiert, dürfen sogar schon ins Zimmer und bekommen die Koffer hinterhergebracht. Wir inspizieren alles neugierig, sind zufrieden mit dem Standard und packen erst mal aus. Dann starten wir zu unserem ersten Erkundungsgang .Wir suchen die nächste Metrostation und sind völlig durchgeschwitzt, als wir dort ankommen. Die Luft fühlt sich an wie Dampfsauna. Kaum ist man draußen, klebt alles fest am Körper. Jetzt verstehen wir auch, wieso die Araber so weite Gewänder tragen. Da ständig Wind weht, flattern die weiten Stoffe um den Körper herum und sorgen für Kühlung. Und auch die bedeckende Kleidung macht Sinn, da man sonst schlicht und einfach verbrennt in der Sonne.
Alles ist klimatisiert, Läden, Wartehäuschen an den Bushaltestellen, und natürlich sind auch die Metrostationen abgekühlt auf Gänsehauttemperatur. Wir sind beeindruckt von dem Glamour und der Sauberkeit in den Bahnhöfen und den Zügen. Sogar die Toiletten blitzen und glänzen. Es ist auch verboten, in der Bahn zu essen und zu trinken. Die Züge fahren mit Automatik, sind äußerst pünktlich (alle 8 min.) und werden zweisprachig angekündigt, ebenso die Stationen. Die Scheiben blitzen, kein einziger Kratzer ist zu sehen. Eine Besonderheit sind auch die Glaswände entlang des Bahnsteiges, die das Betreten der Gleise unmöglich machen. Der Zug hält also hinter der Wand, und doppelte Türen öffnen sich. Wir haben uns eine Karte gekauft, mit der wir den ganzen Tag fahren können und die wir am nächsten Tag wieder aufladen müssen. Man muss eine Schranke mit dieser Karte öffnen, und bei Verlassen des Bahnhofs wieder auschecken. Im Bus genauso. Damit ist Schwarzfahren quasi unmöglich. Ein tolles System! Uns fällt auch auf, dass die Menschen sehr entspannt sind und alles total ruhig abläuft. Alle sind höflich und hilfsbereit, fragen auch, ob sie helfen können, wenn sie unsere zeitweilige Ratlosigkeit bemerken. Unser erstes Ziel ist der Creek Park. Der Creek ist ein Meeresarm, der sich durch die ganze Stadt zieht. Nun sind wir genau in die Mittagshitze hineingeraten, die unser Lauftempo in Schleichgang drosselt. Heiße, feuchte Luft senkt sich auf uns nieder. Wir schleppen uns von Schatten zu Schatten. Die Wärme treibt uns schließlich ins Wasser des Creek. Georg schwimmt gleich eine Runde, ich tunke mein Tuch und meine Hose in das puplauwarme Wasser und empfinde augenblicklich etwas Erleichterung, doch in Windeseile ist alles wieder getrocknet. Wir schauen uns noch das WAFI an – eine Shopping-Mall vom Feinsten. Die Händler sitzen gelangweilt in ihren noblen Läden, alles glänzt und sieht sehr edel aus. Auch ein Nobel-Souk ist dort zu finden, der in der Anordnung an das Moskauer GUM erinnert. Sehr ordentlich. Viele Läden sind geschlossen, und trotzdem steht noch Ware vor den Türen. Hier klaut keiner. Das werden wir in den nächsten Tagen noch öfter erleben. Draußen schmücken riesige Statuen von Kleopatra und Ramses das pyramidenähnliche Gebäude. Wir kaufen uns ebenso noble Snacks, weil der Hunger sich bemerkbar macht. Wir haben schon die Ahnung, dass es nicht so gut ankommt, wenn wir diese sofort in der klimatisierten Mall verzehren, da ja Ramadan ist und öffentliches Essen und Trinken nicht erwünscht ist. Trotzdem wagen wir es, da schließlich kaum Leute zu sehen sind. Prompt werden wir höflich von einem Wachmann aufgefordert, das Essen einzustellen. Wir trollen uns davon nach draußen und suchen uns ein Versteck, um fertig zu essen. Die Hitze ist einfach nicht zu ertragen, also schleichen wir zurück zur Bahn und dann die nicht gerade kurze Strecke zurück ins Hotel, wo wir uns ausruhen müssen. Ich stelle den Wecker auf 18:30 Uhr, damit wir nicht durchratzen bis morgen früh. Nun ist die Sonne weg, die Moslems dürfen essen und trinken, und außerdem ist morgen Feiertag (Freitag ist wie Sonntag bei uns), so dass plötzlich das Leben tobt. Es ist zwar immer noch brütend heiß, aber ohne die Sonne besser auszuhalten. Wir machen uns wieder auf den Weg zur Metro und fahren zunächst zum legendären Gold-Souk, wo die vertraute Souk-Atmosphäre herrscht. Jeder versucht, seine Ware zu verkaufen. Ganz schnell hat Georg einen Turban und ich ein Tuch über den Kopf gestülpt bekommen. Wir bleiben aber stark, lächeln freundlich und kaufen nichts.
Es macht Spaß, durch die Gassen zu schlendern. Weiter geht’s zum höchsten Gebäude der Welt – 825 m hoch. Nun ist es ja schon dunkel, und wir kommen aus dem Staunen nicht mehr raus, wie aufwändig und beeindruckend das Areal rund um den Burj Al Khalifa gestaltet und beleuchtet ist. Tanzende Fontänen runden das Bild ab. Nun betreten wir über die Tiefgarage (wegen Bauarbeiten, gebaut wird übrigens überall) die weltgrößte Shopping-Mall. Selbst die Verwendung aller Superlative macht es mir nicht möglich, eine nachvollziehbare Beschreibung zu liefern. Man nehme einen Souk mit vielen sich verzweigenden Gassen. Nun stelle man sich vor, dass diese Gassen die Größe von Ladenstraßen besitzen, die sich auf mehreren Ebenen befinden, verbunden durch Rolltreppen und Aufzüge. Alles in Form von riesigen Hallen. Man wandert also von einer Halle mit Geschäften der Extraklasse zur nächsten und verläuft sich dabei garantiert. Zwischendurch tauchen auf einmal ein riesiges Aquarium auf, ein Wasserfall, eine Eishalle für Schlittschuhläufer, ein Souk und der Zugang zum Turm Al Khalifa. Eigentlich möchte ich sehr gerne mal dort hinauf, wenn wir schon mal hier sind, aber der Eintritt kostet beim Direktkauf des Tickets 400 Dirham, das sind ca. 90 € pro Person. Das ist dann doch etwas zu viel. Überall sind viele Menschen unterwegs, Familien schlendern vergnüglich umher und es wird gekauft ohne Ende. Der Reichtum springt einem förmlich ins Gesicht. In Nu sind zwei Stunden um, und wir wollen wieder raus. Doch wo ist der Ausgang? Es dauert eine Weile, bis wir uns über das Parkhaus wieder nach draußen vorgearbeitet haben. Mittlerweile spüre ich die ersten Anzeichen von geschundenen Füßen, jeder Schritt tut weh. Wir steigen in einen Bus, fahren und fahren und fahren und haben schon Angst, irgendwo am anderen Ende der Stadt anzukommen. Aber schließlich taucht eine Metrostation auf und wir steigen um. Auch hier wieder interessante Beobachtungen.Im vorderen Bereich des Busses ist eine Sperre. Dort dürfen nur Frauen sitzen. Jede deutsche Frauenbeauftragte würde vor Neid erblassen! Auch manche Buswartehäuschen tragen die Aufschrift: „Only for Ladies“ Als Georg mit mir in eines reinging, wurde er postwendend hinauskomplimentiert von einem Mitarbeiter.
Ziemlich erschöpft erreichen wir schließlich das Hotel und schlafen wie die Murmeltiere.

Freitag, 17.08.2012
Eigentlich wollten wir heute mit dem Shuttlebus zum Strand fahren. Abfahrtszeit ist 9 Uhr. Ich werde aber erst um 8:30 Uhr wach, also fällt das schon mal aus. Egal, es gibt genug anderes zu entdecken! Nach dem sehr ausgiebigen und reichhaltigem Frühstück starten wir zur Museumstour. Aber schon an der Bushaltestelle bekommen wir einen Dämpfer. Ein sehr netter Pakistaner und eine äußerst hilfsbereite Frau machen uns darauf aufmerksam, dass die Metro erst ab 14 Uhr fährt, weil heute Feiertag ist. Der junge Mann erzählt, dass er zu Besuch bei Freunden ist, die Moslems sind und jetzt noch schlafen, weil sie gestern gefeiert haben. Er will in der Zeit mal in die Kirche gehen. Die Frau erklärt ihm wortreich, wie er dorthin kommt und nennt ihm die Telefonnummer des Taxiservices. Spontan beschließt sie mitzufahren und ihn dorthin zu begleiten.  Wir nehmen den Bus.. Wir versuchen zunächst vergeblich, unsere Fahrkarte wieder aufzuladen. Der Automat will unser Geld nicht. Was bleibt uns also übrig – wir fahren schwarz. Ziel ist wieder die Gegend des Gold-Souks (Al Ras). Sofort ist den anderen Fahrgästen aufgefallen, dass wir nicht eingecheckt haben und wir werden beim Aussteigen freundlich darauf aufmerksam gemacht, dass wir eine Fahrkarte brauchen. Ja, wissen wir doch.
Mit dem Stadtplan finden wir auch das Museum, mit dem unsere Runde beginnen soll. Tja, auch das öffnet erst um 14 Uhr. Wir beschließen, durch den Fußgängertunnel unter dem Creek hindurch weiterzugehen. Drüben angekommen, sind wir total geschafft. Es ist ja auch 12 Uhr, also volle Pulle Sonne. Der nächste schattige Platz ist belagert von vielen Männern, die Mittagspause machen. Wir setzen uns einfach dazu. Natürlich wird man beäugt, aber das ist egal, Hauptsache, Schatten. Und hier rühren wir uns auch nicht vom Fleck, bis es 14 Uhr ist und das Museum öffnet. Erst aber mal wieder zurück durch den Tunnel. Wir schauen uns ein typisch arabisches Haus an und eine ehemalige Schule. Wirklich toll gemacht, diese Ausstellung. Eine Stunde brauchen wir, um alles in Augenschein zu nehmen. Danach erneut der Gang durch den Tunnel. Jetzt schlendern wir am Ufer des Creek entlang. Schöne Cafes sind hier, aber wegen Ramadan noch geschlossen. Etliche Museen säumen den Weg, manche davon öffnen noch später. Beeindruckend ist auch eine Ausstellung zur arabischen Kalligrafie.
Wir passieren das Finanzministerium – einen beachtlichen Bau – und nach mehreren Pausen ist es dann wieder soweit: die Sonne geht unter, der Muezzin ruft, die Männer strömen in die Moscheen zum Freitagsgebet. Wir sehen sie davor sitzen, Essen wird ausgeteilt und gemeinsam verzehrt. Die Straßen füllen sich, Läden öffnen, Händler rufen – die Stadt erwacht sozusagen. Wir lassen das alles auf uns wirken, nie merkt man deutlicher, dass man im Orient ist.
Auf dem Creek herrscht reger Fährverkehr mit neuen und traditionellen Booten. Wir finden ein Restaurant mit Tischen direkt am Ufer, bestellen lecker Essen und eine Wasserpfeife. Nach drei Zügen wird mir auf einmal total schwindlig. Die werden doch wohl nicht noch was anderes reingemixt haben? Meine geschundenen Füße haben Gelegenheit, sich zu erholen. Lange sitzen wir hier und genießen den Abend und die bunt erleuchteten Schiffe, die mich sehr stark an „Rhein in Flammen“ erinnern.
Auf dem Nachhauseweg legen wir an der Station „Palm Deira“ einen Zwischenstopp ein, um eventuell die noch im Bau befindliche Insel sehen zu können. Wir können riesige Sandberge und Kräne erkennen, mehr aber nicht. Dafür haben wir einen mutmaßlichen Schwulentreff entdeckt und einen bestialisch stinkenden Fischmarkt, auf dem gerade Ware angeliefert wurde und heftig gestikulierende und schreiende Händler für Aufregung sorgten.
Nach Schwierigkeiten mit unserer Fahrkarte (das Preissystem haben wir immer noch nicht verstanden), fallen wir an unserer Heimatstation „Union“ aus dem Bahnhof direkt in einen iranischen Süßigkeitenladen hinein. Schwere Versuchung!
Im Hotel betrachte ich eingehend meine Fußsohlen und entdecke mehrere Blasen. Das wird noch lustig. Nach ein paar Zeilen im Tagebuch verabschiedet sich der Computer-Akku. Da es nur eine verwendbare Steckdose gibt – nämlich im Bad, mache ich es mir auf dem Toilettendeckel bequem und schreibe weiter.

Samstag, 18.08.2012
Für heute morgen hatten wir „Strand“ geplant. Dafür müssten wir, wie schon erwähnt, um 9 Uhr abfahrbereit sein, weil ein Shuttlebus die Hotelbewohner zum Mamzar Beach fährt. Georg ist aber so müde, dass er es  trotz guten Willens einfach nicht schafft, rechtzeitig aus dem Bett zu steigen. Er schlurft schlaftrunken mit halb geschlossenen Augen mit mir zum Frühstück, legt sich aber danach wieder hin. Also steige ich ohne ihn in den Bus, zusammen mit noch  vier anderen Deutschen. Die anderen Nationalitäten dieses Hotels scheinen vernünftiger zu sein. Wir fahren vorbei an einem Hinweisschild „Public Library“, an der Baustelle „Palm Deira“ und landen am östlichsten Zipfel von Dubai, dem Mamzar Beach. Hier werden wir um 13 Uhr wieder abgeholt. Zunächst denke ich: „Wie leichtsinnig von mir, über Mittag am Strand zu liegen bei mehr als 50 °C in der Sonne!“ Doch erstens ist die Strandanlage selbst sehr sehenswert, und zweitens merke ich, dass die Hitze nirgendwo besser zu ertragen ist als im und am Wasser. Ich miete mir einen Sonnenschirm und bekomme gesagt, dass man sieht, dass ich Deutsche bin. Das ist mir schon einmal irgendwo  passiert. Ist das ein Kompliment oder eher nicht? Ich schmeiße alles von mir und steige in den ca. 37^C warmen Arabischen Golf. Das Wasser ist sehr salzhaltig, das merkt man beim Brustschwimmen, wenn die Beine auf einmal nach oben schnellen. Es ist dadurch sehr anstrengend, aber schnell finde ich heraus, dass es am besten ist, wenn man sich auf den Rücken legt. Beine und Arme ausgestreckt und sich treiben lassen – herrlich! Die Zeit vergeht schnell und ohne Schwitzen. Beim Warten auf den Bus stehen wir im Schatten eines Baumes, der wie eine Mutation meiner Mimose zu Hause aussieht. Ich pflücke mir eine Schote und bekomme von einem Mtreisenden erklärt, dass jeder Samen darin gleich schwer ist, nämlich 1 Karat und diese früher als Maß verwendet wurden.
Als ich an die Zimmertür meines Hotels komme, steht  ein netter indischer Mann vom Servicepersonal mit seinem großen Wagen direkt vor der Tür! Er erklärt mir, dass er extra gewartet  hat, weil er nicht wusste, ob wir Reinigung wünschen. Es würde mich ja mal interessieren, wie lange er schon auf der Lauer lag!
Georg hat nun auch ausgeschlafen und steckt voller Tatendrang.  Zunächst nehmen wir das indische Stadtviertel Karama unter unsere Füße. Meine sind übrigens fast vollständig zugepflastert. Stündlich kommt eine neue Blase dazu. Ich brauche dringend Bequemschuhe! An einem Imbiss kaufen wir zunächst leckeres vegetarisches Essen und suchen einen schattigen Ort, wo wir es verzehren können. Uns fällt auf, dass alle Bäume der Stadt bewässert werden, und trotzdem haben selbst Palmen ums Überleben zu  kämpfen. Sehr wohl fühlen sich Frangipanis, die zur Zeit mit betörendem Duft blühen. Im balinesischen Garten in Marzahn steht auch ein Baum, der gehegt und gepflegt wird. Wir schlendern durch mehrere Shoppingcenter, Georg kauft sich eine Hose und Parfüm, ich liebäugle mit luftiger Kleidung für indische Frauen, bestehend aus weiter Hose, einer langen Bluse darüber und einem Schal, alles farblich aufeinander abgestimmt. Aber meine Vernunft siegt. Ziehe ich in Berlin bestimmt nicht mehr an. Aber hier in der Hitze verstehe ich jetzt viel besser, warum die arabischen Leute sich körperbedeckend von so viel Stoff umflattern lassen. Dadurch wird dem Körper quasi ununterbrochen Luft zugefächelt und man ist vor der Sonne geschützt. Wir Europäer mit unseren enganliegenden Klamotten, bein- und schulterfrei, sind der Sonne direkt und gnadenlos ausgeliefert und von Kühlung kann auch nicht die Rede sein. Es gibt Momente, da wünsche ich mir eine Burka!
Die Sonne geht hier Gott sei Dank schon sehr zeitig unter, um 19 Uhr ist es zappenduster.
Wir fahren zwischen aufwändig beleuchteten Hochhäusern bis zur Endstation der Metro (Red Line), wo  eine weitere Insel ins Meer gezaubert wird. Aber wir dürfen dort den Bahnhof nicht verlassen! Jeder wird von Wachpersonal gefragt, was er hier vorhat. Unser Beweggrund – sich umschauen – gilt nicht. Hier gibt es nichts zu sehen, meinte der Polizist freundlich. Ok! Fahren wir also wieder zurück. Es gelingt uns, im ersten Wagen ganz vorn Plätze zu finden, so dass wir das Gefühl haben, in der Fahrerkabine zu stehen. Wunderbare Aussicht! Wir beschließen, wieder am Creek Shisha zu rauchen und essen wie immer leckeres Abendbrot. Wie gestern gondeln bunt leuchtende  Boote übers Wasser, und wir genießen das Schauspiel. Heute steigen wir auch mal auf so ein Wassertaxi und lassen uns zum anderen Ufer übersetzen. Dort nehmen wir den Bus Richtung Hotel. Allerdings denken wir das nur, denn er fährt quasi genau dorthin, wo wir hergekommen sind. Ratlosigkeit macht sich breit. Wie kommen wir zurück? Eine der Bushaltestellen trägt den Namen „Public Library“. Eine Bibliothek mit eigener Bushaltestelle! Wahnsinn. An einer Metrostation steigen wir aus, müssen aber feststellen, dass die letzte Bahn gerade abgefahren ist. Auch Busse fahren nicht mehr. Was bleibt uns übrig, als ein Taxi zu nehmen? Der Preis ist aber erschwinglich, mit 20 Dirham (4,40 €) sind wir dabei.

Sonntag, 19.08.2012
Heute ist Ramadan vorbei und ein dreitägiges Fest beginnt. Das merken wir schon am Strand, der im Vergleich zu gestern sehr belebt ist. Mit Müh` und Not hat es Georg diesmal geschafft, in die Senkrechte zu kommen. Überall unter den Bäumen des Strandareals wird gegrillt und gechillt, die Männer toben am Strand rum und veranstalten Ringer-Wettkämpfe. Und natürlich wird den leichtbekleideten Frauen hinterhergestarrt. Möchte mal Gedanken lesen können. Bei manchen Frauen wünschen sich selbst diese Männer vermutlich mehr Stoff am Körper. Eine dicke Russin mit riesigem Busen hoppelt barfuß von Palme zu Palme, weil der Sand so heiß ist. Dabei kommt eine Menge ins Wanken, was fasziniert beobachtet wird.
Es gibt sogar Touris, die ihre dicken Bäuche direkt der Mittagssonne präsentieren. Das ist so eine Art Selbstverstümmelung, würde ich sagen.
Kurze Pause im Hotel, und um 15 Uhr brechen wir auf zur nächsten Schwitzrunde. Erste Station: die Mall of the Emirates. Unterwegs disponieren wir um. Weil es um 19 Uhr schon wieder dunkel ist, fahren wir als erstes in die Nähe der Palme „Jumeirah“. Das ist die erste künstliche Insel, die ins Meer gezaubert wurde. Drei weitere sind im Bau befindlich. Auf dem Stadtplan ist die Insel ziemlich in der Nähe der Metrostation, an der wir aussteigen. In der Realität merken wir aber ganz schnell, dass wir es niemals zu Fuß schaffen werden, dorthin zu kommen. Wir laufen an einer 16-spurigen Straße entlang, die von scheinbar  menschenleeren, prächtigen Hochhäusern umsäumt ist. Als ein Bus kommt, der in unsere Richtung abbiegt, steigen wir als einzige Fahrgäste ein und an der nächsten Haltestelle wieder aus, weil er doch nicht auf unserer Wunschstrecke weiterfährt. Nun stehen wir einsam bei glühender Hitze inmitten von Hochstraßen, Baustellen, Wolkenkratzern und Sand und wissen nicht mehr weiter. Sonst fahren ständig Taxis vorbei, hierher lohnt sich die Fahrt nicht, weil es selten so Irre wie uns gibt, die in dieser Bauwüste spazieren gehen. Georg ist schon ziemlich angenervt, weil wir Fahrkarten besitzen und sie nicht ausreichend nutzen und ich dann auch noch mit dem Taxi fahren will. Aber nun bin ich einmal hier, da möchte ich auch auf der Palme gewesen sein, auch wenn ich Georg damit auf selbige bringe. Wir finden ein Taxi, das uns bis nach vorne zum Hotel „Atlantis“ fährt. Wir sind eine ganze Weile unterwegs, weil ja allein der Stamm 7 km lang ist. Rechts und links zweigen dann die Palmwedel ab, jeder mit einer Schranke vor unliebsamen Besuchern geschützt. Hier ist eine künstliche Stadt entstanden, die mit dem wahren Leben nichts mehr zu tun hat und mit ihrer perfekten Schönheit ziemlich abartig auf uns wirkt. Menschen sehen wir kaum, dafür umso mehr am Ziel der Fahrt – im Atlantis. Auch hier wieder eine Shopping-Mall der Luxusklasse. Einkaufen scheint tatsächlich Lieblingsbeschäftigung Nr.1 zu sein. Zwischen völlig Verhüllten springen auch blonde Schönheiten im leichten Fummel herum, es ist voll, laut und teuer. Da wir Hunger haben, lassen wir uns im Asia-Restaurant hofieren und essen Gemüse. Reis muss man extra bestellen. Georgs Laune wird immer schlechter, und zu allem Überfluss will ich nun auch noch mit der Hochbahn zurückfahren, die man natürlich gesondert bezahlen muss. Egal – ich denke, dass man von oben einen besseren optischen Eindruck von der Insel bekommen kann. Auf die Idee, aus dem Zug heraus zu fotografieren, kommen natürlich auch noch andere, aber wir kommen uns nicht ins Gehege. Nach drei Stationen ist die Fahrt beendet, wir wollen aus dem Bahnhof raus und landen zu allem Überfluss am Ausgang für Taxi-Fahrgäste und werden prompt in ein ganz edles, neues Auto gesetzt. Oh oh, das bessert die angespannte Situation nicht gerade. Wir fahren zum Burj Al Arab, dem Hotel, das wie ein Segel aussieht und ein Wahrzeichen von Dubai ist. Dort darf man nicht rein. Wir machen also Fotos und wandere nach nebenan ins „Medinat Jumeirah“, ein auf Altstadt und Souk durchgestyltes Ambiente mit künstlichen Wassergräben und Seen. Und natürlich vielen Geschäften der Extraklasse. Passt irgendwie gut in unser entseeltes heutiges Programm. Aber da es nun schon dunkel war, erleben wir die Anlage sehr stimmungsvoll beleuchtet. So, und nun fahren wir aber mit dem Bus. Wir finden eine Linie, die uns nach Al Ras bringt, allerdings werden wir durch die entgegengesetzt laufende Anzeige der Stationen auf der Anzeigetafel im Bus sehr unsicher, ob wir jemals dort ankommen. Groß war die Freude, vertrautes Gebiet zu betreten. Überall sind massenweise Menschen unterwegs, überwiegend Männer. Sie stehen scheinbar ohne Anlass einfach nur rum, quatschen, essen, liegen auf den Grünflächen, diskutieren, hören Musik. Ein Großteil davon sind Pakistaner oder Inder. Das Ende des Ramadans ist ähnlich wie unser Weihnachten. Bloß mit dem Unterschied, dass die Christen sich in ihre Familien zurückziehen, während die Moslems ja drei Wochen vorher möglichst nur nach Sonnenuntergang aus dem Haus gehen und dafür jetzt die Gesellschaft suchen. Der Brauch des Schenkens ist auch hier üblich. Georg hatte sich gewünscht, ein neulich entdecktes vegetarisches Restaurant zu besuchen, welches wir auch gleich wiederfinden. Längst nicht so stilvoll, perfekt und nobel wie im Atlantis, aber sehr leckeres, reichliches Essen. Nach einem Besuch der exklusiven, Gold-, chrom- und marmorblitzenden Bahnhofstoilette schleichen wir mit vollen Bäuchen im Souk noch ein bisschen um die Häuser, beobachten das Leben in diesem Altstadtviertel mit Seele und gehen gegen 23 Uhr zur Metro, bevor die Letzte uns wieder vor der Nase wegfährt wie gestern. Während ich in Berlin in meinem Bewegungsradius sämtliche öffentliche Toiletten und deren Preise sowie geeignete Büsche und Bäume in den umliegenden Wäldern kenne, stelle ich hier abends immer verwundert fest, dass ich sämtliches Wasser offensichtlich über Transpiration ausgeschieden habe. Auf dem letzten Stück zum Hotel fallen wir in zwei Läden und finden natürlich auch Klamotten, die wir unbedingt noch brauchen. Ich kaufe mir Männersandalen für meine kaputten Füße und hoffe, dass dadurch nicht wieder neue Blasen hinzukommen. Lustig ist auch das Verkaufsgebaren. In jedem Gang steht Personal rum und beobachtet ganz genau, was man da treibt. Man wird nicht belästigt oder angesprochen, nur angestarrt. Das ist komisch, man kommt sich vor wie ein potentieller Dieb. Manchmal schaffe ich es, 10 Sekunden alleine zu sein, aber ich kann darauf warten, dass gleich wieder einer um die Ecke kommt und sich dort postiert. Wie Versteckspielen!

Montag, 20.08.2012
Gestern habe ich wieder bis in die frühen Morgenstunden Tagebuch geschrieben, und da war mir schon klar, dass heute wohl der Strandbesuch ausfällt. Im Vergleich zu anderen arabischen Ländern ist hier die Einhaltung von Terminen eine Zier. Um 8:40 Uhr werde ich wach, fühle meine Ahnung bestätigt und schlafe weiter. 10.30 Uhr stelle ich fest, dass sich nun auch das Frühstück erledigt hat. Ich schlafe weiter. Zum dritten Mal werde ich wach, als Georg verkündet, dass es halb eins ist. Unglaublich! Aber so haben wir uns wenigstens mal richtig ausgeruht. Der Blick in den Spiegel lässt allerdings das Gegenteil vermuten!
Auch der Zimmerservice ist schon unruhig geworden. Es klopft an der Tür und wir bekommen Post von unserer Reiseleitung mit Vorschlägen für buchbare Ausflüge. Wüste lassen wir ausfallen, ist erstens nicht so unser Ding (mit Bespaßung), aber zum höchsten Turm möchte ich schon noch mal. Ich sitze wie die feine Dame im Sessel und lasse den Zimmerboy unseren Dreck wegräumen, während Georg sich im Bad ausgehfertig macht.
Bevor ich den heutigen Tag Revue passieren lasse, will ich unsere gesammelten Eindrücke von Alltag in der Stadt zu Papier bringen. Zunächst der Punkt „Umweltschutz“. Während in Deutschland Umweltplaketten erworben werden müssen, spielt Feinstaubbelastung hier eher eine untergeordnete Rolle. Da es hier sehr schwülheiß ist, lassen alle den Motor ihres Autos einfach laufen, während sie z.B. einkaufen gehen, weil es sonst einfach viel zu heiß wird im Wageninneren. Benzinkosten fallen schließlich kaum ins Gewicht. Übrigens werden hier bevorzugt japanische Autos gefahren, aber die Linienbusse sind von Mercedes. Jeder Laden, jedes Restaurant, Hotels, die Metro und Busse, eigentlich alle Räume sind klimatisiert. Es geht ja auch nicht anders, man hält es sonst nicht aus. Also Klima- und Lüftungstechnik muss hier ein stark florierendes Gewerbe sein, aber es wird dadurch unglaublich viel Strom verbraucht. Für jeden noch so kleinen Einkauf, z.B. Briefmarken, bekommt man eine Plastiktüte. Selbst Getränke mit Tragegriff werden an der Kasse nochmal in eine Tüte gesteckt. Jeder Baum wird bewässert, ebenso alle Grünanlagen, die Straßen werden mit Wasser besprüht. Also auch hier ein hoher Verbrauch.
Die Sauberkeit in der Stadt ist beispielhaft. Öffentliche Gebäude wie Metro und Shopping-Malls werden ununterbrochen geputzt und wahrscheinlich beduftet  Die Toiletten haben einen stündlichen  Reinigungsrhythmus. Es schnuppert oft dezent blumig, auf Märkten kräftiger nach Weihrauch. Trotz der Hitze riecht niemand verschwitzt. Sogar die Hinweisschilder in den Bahnhöfen werden abgewischt. Überall stehen Papierkörbe, die  auch genutzt werden. Natürlich gibt es Gegenden, die ziemlich versifft aussehen. In der Metro wird darauf aufmerksam gemacht, dass man nicht essen und trinken darf, die Füße nicht auf die Sitze legen und die Abteile für Frauen respektieren soll. Auf dem Bahnsteig kann man sich schon orientieren, wo man sich hinstellen muss. Die Frauen müssen sich nicht separieren, haben aber die Möglichkeit, auch in Bussen. Es gibt sogar Frauentaxis, erkennbar an einem pinkfarbenen Dach.  Männer sind den Frauen gegenüber sehr höflich und respektvoll und springen sofort auf, damit sie sich setzen können. Jeder Bahnhof hat den gleichen Standard, so dass man sich gut orientieren kann.
Es gibt keine Hunde (doch, einen haben wir gesehen).
Penner, Obdachlose und Betrunkene sucht man vergebens, alle haben Arbeit. Es gibt ja auch genug zu tun! Erstens die vielen Baustellen und zweitens das Dienstleistungsgewerbe. Ebenso die vielen Security-Leute, die man überall sieht, in jedem Laden, der Metro, in allen größeren Häusern, an Verkehrsknotenpunkten, in Shopping-Malls, um den Besucherstrom zu regeln. Sie sind sehr präsent, aber so dezent, dass man sich nicht kontrolliert fühlt. Doch sobald man verbotene Zonen betritt, tauchen sie auf und fragen höflich, wo man hin will.
Alkoholtrinken in der Öffentlichkeit ist verboten, es gibt auch normalerweise keinen zu kaufen, dafür Apfelschorle in Bier- und Sektflaschen.
Ganz besonders fallen uns immer wieder Männer auf, die einen sehr liebevollen Umgang miteinander pflegen. Sie halten Händchen, kuscheln und streichen sich sanft über den Kopf. Man denkt sofort, dass das Homosexuelle sein müssen, doch es wäre ein Unding, dass sich Schwule öffentlich outen. Es handelt sich um normale Männerfreundschaften. Viele haben auch die Telefonitis, schlimmer noch als in Deutschland.
Die Wege zur Metro sind idiotensicher gekennzeichnet mit Entfernungsanzeige. In regelmäßigen Abständen findet man Schilder, auf denen steht: „Versammlungsplatz für die Bevölkerung“. Das ist vermutlich für Havarien gedacht.
Die Vögel sitzen mit offenen Schnäbeln in den Bäumen, sie hecheln sozusagen. Es ist so heiß, dass man keinesfalls ohne Schuhe laufen kann. Kleidungsmäßig trägt man am besten Synthetik. Das trocknet schnell.
Die Menschen sind ruhig, friedlich und unaufgeregt, die Abläufe funktionieren reibungslos. Ich habe noch nie jemanden rennen oder hektisch dahineilen sehen.
Seltsamerweise wirken all die gigantischen Gebäude und Anlagen nicht protzig und unangenehm, sondern eher wie ein Märchen aus 1001 Nacht. Moderne und traditionelle Architektur harmonieren bestens, und die Menschen nutzen und bewegen sich in beiden  mit einer großen Selbstverständlichkeit  Man staunt, was hier von Menschenhand geschaffen wurde innerhalb weniger Jahre und hat großen Respekt vor dieser Leistung.
So haben wir auch heute viele solcher beeindruckenden Bauten bestaunen können. Zuerst schauen wir uns in der Buisness-Bay um, krauchen über Baustellen und bekommen eine Ahnung, wie es hier mal aussehen wird. Dann führt uns unser Weg in die Dubai Marina, auch wieder eine Welt für sich. Hier flanieren die Reichen und Schönen, die Scheichs mit ihren Frauen und die Yachtbesitzer. Über dem Hafen erheben sich riesige Hotels, jedes anders und jedes ein Mikrokosmos für sich. Wir kaufen dort Wasser in einem Supermarkt, praktisch das KaDeWe und sind fasziniert von dem Warenangebot. Sogar Erdbeeren und Kirschen gibt es. Eine Schweinefleisch-Abteilung ist abgetrennt und nur für Nicht-Muslime, wie ein Hinweisschild verkündet, wie der Ü18-Bereich in einer Videothek! Wir leisten uns noch ein Eis und verzehren es auf einer Bank unter einem Frangipani-Baum und beobachten die Leute. Und schon geht die Sonne wieder unter. Stückchenweise bewegen wir uns mit der Metro wieder zurück, erst mal bis zur Mall of the Emirates. Es ist nicht zu beschreiben, was dort für ein Treiben herrscht. Menschen über Menschen, dicht an dicht gedrängt, lustwandeln vergnügt durch die Geschäfte. Eine laute Geräuschkulisse mit viel Kindergeschrei umfängt uns beim Betreten des Einkaufstempels. Wir tun uns das an, weil hier die legendäre Skihalle ist mit Skilift, Abfahrtshang und Rodelbahn. Wir wollen das wenigstens mal gesehen haben. Man steht ungläubig vor einer großen Glasscheibe, noch verschwitzt von der Hitze draußen, während dahinter Schneebälle fliegen, verschneite Tannenbäume an Weihnachten erinnern und die Menschen in dicken Daunenjacken auf Skiern den Hang hinunter sausen. Und es ist einfach beeindruckend! Nun schnell wieder raus, soweit das machbar ist in dem Gewühle und auf zu unserem letzten Ziel heute: den Fontainen auf dem See zwischen Burj Al Khalifa (dem 825-Meter-Turm) und der Dubai Mall (weltgrößtes Einkaufszentrum mit 1600 Läden). Auch hier sind so viele Menschen oder ganz und gar noch mehr wie vorhin bei ihrer Lieblingsbeschäftigung, dem Einkaufen. Wir finden auch relativ zügig den richtigen Weg durch dieses Labyrinth und stehen pünktlich gegen 21 Uhr auf einer Brücke, um den Tanz der Fontainen genießen zu können. Zu schmachtender Musik biegen und wiegen sich die beleuchteten Wasserstrahlen hin und her, schießen 30 Meter in die Höhe, gleichzeitig und wellenartig, um dann wieder in sich zusammenzusinken.  Das ist so ein bewegendes Schauspiel am Fuße des Großen Turmes, das man so schnell nicht wieder vergisst.  
Rund um den großen künstlichen See zu Füßen des Turms sind palastartige, märchenhafte Gebäude errichtet worden, die abends sehr romantisch beleuchtet werden. Ein Restaurant löst das nächste ab, und natürlich dürfen Einkaufsmöglichkeiten nicht fehlen. Immerhin ist die Dubai Mall 100 Meter von hier entfernt! Das Ganze ist einem Souk nachempfunden – in der Luxusversion. Wir laufen um viele Ecken, überqueren reizende Brückchen und haben das Gefühl, hier nie wieder raus zu kommen. Was nicht schlimm wäre, denn es ist einfach traumhaft schön! Irgendwann stehen wir wieder auf der Prachtstraße mit den Lichterketten-Bäumen und steigen schließlich in einen Bus, der an einer Metrostation hält. Wir hatten zu Beginn des Ausfluges schon geplant, gegenüber unseres An- und Abfahrtsbahnhofes pakistanisch oder indisch essen zu gehen. Wir entscheiden uns für den vegetarischen Inder und werden gleich freundlich platziert und bedient. Es geht sehr familiär zu, als ob wir zu Besuch bei Verwandten sind und für uns Essen aufgetragen wird. Wir erhalten Empfehlungen, die wir nicht verstehen und nicken alles ab, bekommen eine ganz leckere Auswahl an Reis, Gemüse und Rahmkäse. Später wandert der Kellner, eine Art Vierkammer-Milchkanne schwenkend, durch das Lokal und verteilt daraus Soßen an den Tischen. Kurz darauf kommt ein anderer mit einer großen Schüssel Reis und füllt nach. Alle essen mit den Fingern. Auf einem Tisch tanzt ein kleines Mädchen. Hinter einem Vorhang ist ein Waschbecken, wo man sich nach dem Essen die Hände säubern kann. Wir werden gefragt, ob die Berliner Mauer jetzt wirklich weg ist, ob uns das Essen schmeckt und ob es besser ist als Fleisch. Zum Nachtisch gibt es süßen, mit Wasser gekochten Milchreis. Mit dicken Bäuchen dehnen wir unseren Radius auf dem Nachhauseweg etwas aus, um vielleicht noch Neues zu entdecken und kommen an einer Shopping-Mall vorbei (was auch sonst) und an einem Lokal, dessen Fensterscheiben geschwärzt sind. Shisha-Tabakwolken wabern um unsere Nasen. Georg hat große Lust, dort noch einzukehren, ich habe aber so meine Zweifel, ob da auch Frauen akzeptiert werden. Die Neugierde siegt, wir gehen rein und stehen in einer Art künstlichem Wald mit einer kleinen Brücke und gemütlichen Sofas sowie einem Billardtisch. Auch Frauen sind zu sehen, sogar recht freizügig gekleidet. Das wird doch nicht ein Sündenpfuhl sein, in den wir da hineingeraten sind? Es wird sogar Alkohol ausgeschenkt, und die meisten rauchen außer Shisha auch Zigaretten. Georg bestellt eine Wasserpfeife und zwei Minztees. Wir haben großen Spaß daran, die Leute zu beobachten und machen uns so unsere Gedanken. Die dortige Toilette ist die erste schmutzige, die ich hier zu sehen bekomme. Als ich Georg fotografiert habe, fragt uns ein dicker, gemütlicher Moslem mit Gebetskettchen in der Hand, ob er uns beide mal fotografieren soll. Wir nehmen das Angebot dankend an. Großzügig verkündet Georg, dass er diesmal bezahlt und fällt fast vom Sofa, als die Rechnung kommt. 74 Dirham, das sind ca. 15 €. So sind wir wieder um eine Erfahrung reicher.

Dienstag, 21.08.2012
Wieder starte ich den Tag als Warmduscherin. Kaltes Wasser gibt es hier nicht! Die Strandduschen  z.B. sind so heiß, dass man es gerade so aushält.
Jedenfalls werde ich heute rechtzeitig wach, um vor den Strandshuttle noch zu frühstücken. Für Georg bleibt diese Uhrzeit nach wie vor eine große Herausforderung. Er erscheint fünf Minuten vor neun am Frühstückstisch (immerhin!), hat aber beschlossen, heute nochmal zu pausieren, weil er seiner Meinung nach einen lila verbrannten Bauch hat. Also trennen sich unsere Wege wieder. Die Strandgänger des Hotels sind mittlerweile eine verschworene Gemeinschaft. Heute hatten wir einen Neuzugang, dem wie anfangs auch mir alles erklärt werden muss. Dieser Meinung ist jedenfalls ein Pärchen, das offensichtlich bisher außer Strand, Hotel und Burj Khalifa noch nichts weiter gesehen hat von Dubai. Immer, wenn ich von unseren gestrigen Entdeckungen berichte, schauen sie mich mit großen Augen an und wundern sich, dass wir bei der Hitze so viel laufen.
Heute ist das Zuckerfest nach dem Ramadan zu Ende, alle müssen wieder arbeiten gehen. Dadurch ist es am Strand und in der Metro, vermutlich auch in den Einkaufscentern deutlich leerer, in der Stadt aber lauter und alltäglicher. Mittags treffen wir uns wieder im Hotel, Georg hat derweil einen Erkundungsgang in eine andere Richtung gemacht und landete wieder am Fischmarkt. Dahinter ist eine Strandpromenade, Wasser und dann nur noch Sand, berichtet er und vermutet, dass dort die Wüste beginnt. Später stellen wir fest, dass dies die neue Insel Palm Deira wird.
Wir sind für den heutigen Tag etwas unentschlossen in der Planung, schauen auf unsere Liste und entscheiden uns für den Besuch des allseits empfohlenen Dubai-Museums und des ehemaligen Wohnhauses des Großvaters vom jetzigen König. Es ist wirklich in beiden Museen alles mit Liebe zum Detail und sehr informativ präsentiert, so dass wir noch viel dazugelernt haben und deutlich wurde, dass Dubai noch 1950 ein verschlafenes Fischerdorf auf beiden Seiten des Creeks war und diese jetzige Stadt innerhalb von 50 Jahren aus dem Wüstensand gestampft wurde.
Und schon ist es wieder dunkel. Immer noch sind an einer Art Losbuden Gruppen von Männern versammelt, die wild gestikulieren, rufen und insgesamt einen sehr aufgeregten Eindruck machen. Der „Los“-Verkäufer scheint die Gespräche zu lenken, auf alle Fälle hat das Ganze was mit Handys zu tun.Wir können das Rätsel nicht lösen, jedenfalls stehen sie schon seit mindestens einer Stunde dort. Nach einer Pause am Creek steigen wir in die Metro, um mal entgegengesetzt bis zur Endstation zu fahren. Dort gibt es aber, wie zu erwarten war, außer Tankstellen, Einkaufcentern und großen Straßen nichts zu sehen. Wieder zurück das Ganze. Palm Deira steigen wir aus und laufen Georg Route von heute vormittag ab, am Ufer entlang, wo auf der Mauer viele Männer sitzen und chillen. Letztens dachten wir noch an einen Schwulentreff, weil die Jungs sich so aneinanderkuschelten. Aber nun wissen wir ja, dass das normal ist.
Wir erreichen eine Straße, in der es massenweise Shisha-Zubehör gibt, suchen und finden  einen Falafel-Imbiss, essen dort unser Abendbrot und wenden uns nun dem Hotel zu.Georg möchte zum Tagesabschluss noch eine Shisha rauchen, aber in dem Lokal sitzen nur Männer und an der Tür ist ein Zeichen, das aussieht wie „Frauen verboten“. Ist mir sogar ganz recht. Es stellt sich aber heraus, dass das „Für Schwangere verboten“ heißt. Georg bleibt dort, ich gehe ins Hotel zurück und schreibe mein Tagebuch weiter. Vorher aber duschen! Ich bin gerade im Begriff, in die Wanne zu steigen, als es an der Tür klopft. Ich wundere mich, dass Georg schon da ist, wickle mir ein Handtuch um und reiße die Tür auf. Draußen stehen zwei Männer vom Zimmerservice und erzählen mir, dass sie mal reinkommen müssten, um durch  die Verbindungstür zum Nachbarzimmer zu gelangen. Ich rufe: „Moment!“, mache die Tür wieder zu, werfe mir ein Kleid über und lasse die beiden rein. Sie verschwinden tatsächlich durch besagte Tür, die immer abgeschlossen ist und bedanken sich höflich. Was hätten sie gemacht, wenn ich schon unter der Dusche gestanden hätte?
Nun warte ich auf Georg und mache mir schon wieder Sorgen, aber er wird sicher bald eintrudeln.
Ja, er ist da!

Mittwoch, 22.08.2012
Gestern habe ich gegoogelt, dass Dubai 1.800.000 Einwohner hat (vor zwei Jahren waren es laut Reiseführer noch die Hälfte) und 3.900 km² Fläche. Berlin hat 3.000.000 Einwohner und 900 km². Das vermittelt eine bessere Vorstellung von der Größe dieser Stadt. Und noch einmal muss ich von der Metro erzählen, die, wie man merkt, sehr beeindruckend ist. Ich habe nämlich die ganze Zeit gegen eine Regel verstoßen: nichts essen in der Bahn. Dazu zählt nämlich auch Kaugummi kauen. Das habe ich erst heute mitbekommen, weil Georg einen entsprechenden Hinweis entdeckt hat.
In den Bereichen der Züge, die für alle da sind, gibt es Sitzplätze, die Frauen angeboten werden sollen, wenn es sehr voll ist.  Ich selber habe das auch erlebt – die Männer halten sich an diese Aufforderung.
Man hat die Möglichkeit, mit dem Guthaben, das man auf die Plastikkarte lädt, außer den Bahnfahrten auch Parkplatzgebühren zu zahlen.
Nach dem Frühstück schmieden wir einen Plan, wie wir den heutigen Tag effektiv nutzen können. Da die Sonne in Kürze ihren Höchststand erreicht, fahren wir als erstes in ein weiteres der tausend Einkaufszentren, der Dubai City Mall. Wenn man aus der Wärme kommend, klimatisierte Räume betritt, hat man immer das Gefühl, in einen Kühlschrank zu laufen. Sehr unangenehm, jedenfalls für mich. Wenn einem die nassen Sachen am Körper kleben und mit eisiger Luft troclkengepustet werden, friert man. Aber das ist nur ein kurzer Moment. Von der Metro fällt man direkt in den ebenfalls riesigen Einkaufstempel. Das Alexa in Berlin ist dagegen regelrecht niedlich! Uns fällt auch auf, dass Rauchen auch draußen auf der Straße nur in bestimmten Zonen erwünscht ist, so wie bei uns z.B. auf Bahnhöfen. Deshalb sieht man nur selten Zigarettenkippen rumliegen.
Und es gibt nur wenig richtig alte Leute. Die Bevölkerungsexplosion hat ja auch erst in den letzten 50 Jahren stattgefunden, so dass die Alten noch nachwachsen müssen. Dafür ist die Stadt um so kinderfreundlicher.
Ziemlich desinteressiert laufen wir an den vielen Shops vorbei. Auf dem Plan entdecke ich, dass es hier einen L`Occitane-Laden gibt. Diese Marke gehört zum Sortiment „meines“ Naturkosmetikladens, weshalb ein Preisvergleich ganz interessant wäre. In Deutschland ist L`Occitane ziemlich teuer, aber hier muss man noch tiefer in die Tasche greifen. Zum Vergleich: die Handcreme kostet bei uns 20 €, dort umgerechnet 29 €. Aber ich entdecke Produkte, die wir nicht führen.
Plötzlich ertönt der Ruf des Muezzins zwischen der Werbung und der allgegenwärtigen Musik. Es gibt hier wie an anderen öffentlichen Orten für diesen Zweck Gebetsräume, immer einen für Männer und einen für Frauen. Selbst am Strand waren welche. Das ist eine Standarddienstleistung der Stadtverwaltung. Ganz Dubai ist flächendeckend versorgt mit öffentlichen (sauberen!) Toiletten und den erwähnten Gebetsräumen.
Ein Buchladen zieht mich magisch an, obwohl ich nichts davon lesen kann. Trotzdem ist es interessant, die gleichen Autoren vorzufinden wie auf den heimischen Bestsellertischen.
Das Buch „German for Dummies“ amüsiert uns köstlich, weil dort die deutschen Sätze der Aussprache entsprechend transkripiert sind, also z.B.  „Ih zahge“ für „Ich sage“.
Die Supermärkte in diesen Tempeln heißen übrigens immer Hypermarket, weil sie noch größer sind als Supermarkets. Die kleinen unzähligen Lebensmittel-Tante-Emma-Läden in den Straßen nennen sich „Grocery“.
Wir folgen einem Schild „Magic World“. Klingt interessant. Dahinter verbirgt sich eine Art Vergnügungspark für Familien mit Kindern. Überall leuchtet und flackert es bunt, jedes Karussell, jede Bude hat ihre eigene Klangwelt, die gemeinsam ohrenbetäubenden Lärm machen. An einem Stand kann man nach Einwurf von 10 Dirham Gitarre spielen, und es ertönt rockige Musik, als würde man selber diese Töne erzeugen. Als eine verschleierte  Frau plötzlich dort steht mit der Gitarre in der Hand und scheinbar Led Zeppelin spielt, schreie ich Georg nur noch zu:“Foto!“ Für uns Europäer einfach ein sehr ungewöhnlicher Anblick. Ich filme die Frau dann auch nochmal, um die Musik mit einzufangen. Allerdings vergesse ich, auf den Auslöser zu drücken, so dass ich den Film nur im Kopf habe und nicht in der Kamera.
Die Fressmeile verlockt uns, indisches Essen zu ordern. Sehr lecker ist immer der Masala-Tee.
Nun aber raus aus dieser Hölle. Auch wenn es hier kühl ist, kann man dieses Überangebot nicht lange ertragen. Außerdem sind solche Malls sehr austauschbar. Wir wollen schließlich Dubai entdecken.
Deshalb fahren wir mit der Metro zu unserem nächsten Ziel – dem Zaabeel.Park. Für 5 Dirham Eintritt pro Person betreten wir einen sehr gepflegten Freizeitpark mit üppigen Grünanlagen, vielen Spielmöglichkeiten für Kinder, einer Achterbahn, die durchs Universum saust, einem See mit Booten, einer sehr langen Brücke über eine breite Straße, die zwei Teile des Parks miteinander verbindet. Am meisten interessieren uns die Bäume und der Rasen. Wir ziehen die Schuhe aus und laufen barfuß. Das ist so angenehm! Der Rasen ist aus festerem Gras, wie wir es kennen und sehr dick, so dass man bei jedem Schritt mit dem Fuß regelrecht versinkt wie in einem flauschigen Teppich. Und die Bäume! Frangipani- und Akazien-Alleen säumen die Wege. Von letzteren gibt es viele Sorten und wir packen ein an Samen und Schoten in Größenordnungen von winzig bis säbelartig, wessen wir habhaft werden können. Georg macht wieder viele Fotos, er hat diesen Job übernommen und hat auch den Blick fürs Detail. Als wir den Park verlassen, fängt der eigentliche Betrieb erst an, vorher war absolut nichts los, nun fährt sogar eine Bimmelbahn. Jedenfalls ist das eine weitere Oase, die wir entdeckt haben.
Nun müssen wir leider zum wiederholten Mal ins Gedränge der Dubai Mall, weil man nur dort im Vorverkauf die Karten für den Burj Khalifa kaufen kann. Dazu müssen wir von der Metro-Station mit dem Bus fahren, der immer schrecklich voll ist und uns in der riesigen Mall zu dem Eingangsbereich des Turmes vorarbeiten. Und wieder die typische Shopping-Mall-Geschäfts- und Geräusch-Kulisse, Läden mit Pralinen bis zur Decke hoch gestapelt, edel, edler, am edelsten, reiche Scheichs, deren schöne Frauen und quirlige Kinder, Touristen. Wir buchen für morgen 13 Uhr und merken, dass wir gerade zur richtigen Zeit hier sind, um noch einmal am See die Fontäne mit Musik genießen zu können, dieses Mal bei Tageslicht. Pünktlich 18 Uhr gehen die Wasserspiele los und sind wieder sehr beeindruckend und Emotionen weckend. Die Fontänen schießen bis zu 30 m in die Höhe und tanzen zu diesmal arabischer Musik.
Nun wird es schon wieder dunkel. Wir fahren zum Gewürzsouk nach Al Ras. Dort in der Nähe befindet sich eine von 7 öffentlichen Bibliotheken der Stadt, wieder  mit eigener  Bushaltestelle und sogar einer für die Abras-Boote auf dem Creek. Natürlich muss ich mir die Bibliothek auch von innen ansehen. Sie hat bis 21 Uhr geöffnet, so dass noch genug Zeit bleibt. Ich stelle mich höflich vor als eine Bibliothekarin aus Deutschland und erwarte wenigstens freudige Überraschung, doch die Reaktion der beiden Frauen am Tresen ist eher gelangweilt und von gut verborgener Freundlichkeit, als kämen hier täglich Heerscharen von deutschen Kolleginnen vorbei, die um Aufmerksamkeit betteln. Ich frage, ob ich fotografieren darf. Nein, erst morgen wieder. Aber ich dürfe mich umschauen, denn das wäre ja schließlich eine öffentliche Bibliothek. Na gut. Georg ist beeindruckt von alten arabischen Prachtbänden, überhaupt ist die Abteilung mit arabischen Büchern sehr groß. Die Bücher insgesamt sind ziemlich zerfleddert, aber es gibt ein breites Angebot. Literatur über Deutschland haben wir auch entdeckt, eins davon über Hitler und die Deutschen. CDs, DVDs ect. sind sehr gering vertreten, aber es gibt ebenfalls RFID! Nur ohne Rücksortieranlage. Wir fotografieren heimlich, ätsch, auch Zeitung-lesende Scheichs mit den Füßen auf dem Sofa. Mehr wage ich nicht zu knipsen, weil ein Security-Beamter ständig hin und her tigert. Als Georg für mich nach Flyern fragt, stöhnt das Mädel etwas genervt, gibt uns dann aber sogar zwei! Allerdings in arabischer Sprache. Einen englischen Satz kann ich entdecken: „Today a reader, tomorrow a leader!“ Gefällt mir gut! Im Souk kaufen wir ein bisschen Weihrauch, Rosinen- und Räuchermix, getrocknete Erdbeeren. Ich will handeln und mein vorgeschlagener Preis wird widerspruchslos akzeptiert. So macht das macht ja gar keinen Spaß!
Langsam meldet sich der Hunger. Wir kennen uns nun hier schon gut aus und besuchen wieder das vegetarische Restaurant. Allerdings ist unsere Auswahl heute nicht so glücklich, das Essen ist mit Koriander gewürzt. Bähhh! Hinter uns speist eine indische Familie, wie üblich ohne Besteck. Auch die Kinder werden mit der Hand gefüttert. Es ist imteressant, fremde Sitten zu beobachten.
Georg würde gerne Ingwereis probieren und bestellt sich eins zum Nachtisch. Der Kellner nickt und bringt uns zwei große Teller mit Besteck. Wir gucken uns überrascht an und sind gespannt, was jetzt kommt. Eine Schüssel Ingwerreis! Oh nein! Die schaffen wir niemals und wollen das auch nicht. Wir zeigen dem Kellner auf der Karte unser Begehr. Da muss er auch lachen und sagt, dass sie gar kein Ingwereis haben. Georg schwenkt um auf Erdbeereis. Jetzt ist es schon wieder 22 Uhr, also bewegen wir uns nun langsam Richtung Hotel. Als wir an der Rezeption die  regulären Zimmerpreise entdecken, staunen wir nicht schlecht. 870 Dirham für ein Doppelzimmer, das sind 129 € ! Das Ganze mal acht überschreitet schon fast den Gesamtpreis unserer Reise. Was mögen dann die Zimmer in den nobleren Hotels wohl kosten?

Donnerstag, 23.08.2012
Um sechs Uhr klingelt Georgs Wecker. Erstaunlicherweise werde ich davon wach, döse noch ein bisschen vor mich hin und stehe um sieben Uhr auf. Fange an, schon mal ein bisschen zusammenzupacken. Der Zimmerservice wird sich wundern, wie ordentlich es heute bei uns ist. Die ganze Woche sah es ein bisschen aus wie in Georgs Zimmer. Das lag natürlich nicht an mir! Wie gewohnt, hat Georg auch hier seinen Kleiderschrank-Inhalt griffbereit auf Sitzmöbeln verteilt und seine Besitztümer jederzeit überschaubar angeordnet. Durch mein Tütenrascheln und Schranktürklappern gelingt es mir, den Dauermüden aus den Tiefen des Schlafes hochzuholen. Als ich aus dem Bad komme, steht er tatsächlich neben dem Bett und packt Koffer!
So finden wir uns heute zu einer sehr ungewöhnlichen Zeit ein letztes Mal zum Frühstück in Gesellschaft von vielen Asiaten und Arabern ein. Europäer sieht man hier im Hotel auch, aber weniger. Mittlerweile haben wir einen Blick dafür entwickelt, Deutsche zu erkennen. Sie sehen tatsächlich anders aus und das nicht immer zu ihrem Vorteil.
Heute haben wir einen Termin! Wir müssen uns 12.50 Uhr am Eingang zum Burj Khalifa einfinden, denn nun schauen wir uns die Stadt nochmal von oben an. Da wir bis dahin noch viel Zeit haben, schieben wir einen Zwischenstop in dem indischen Viertel Al Karama ein. Das hat es Georg angetan, denn dort treiben sich erstens nicht so viele Touristen herum und zweitens ist hier nichts geschönt – das Viertel ist arabischer als der Rest von Dubai. Hier ist es auch nicht so akribisch sauber! Einer der unzähligen Supermärkte ist unser Ziel, da wir noch Wasser kaufen müssen und uns gerne anschauen, was in anderen Ländern so gegessen wird. Dabei findet man vieles, was man ratlos in den Händen dreht und sich fragt, was das wohl sein mag. Die Luftfeuchtigkeit scheint im Vergleich zu sonst geringer zu sein, aber die Sonne heizt uns schön ein. Man sieht öfter Leute mit Regenschirmen, hier sind es eben Sonnenschirme. Es herrscht geschäftiges Treiben in den Straßen, und trotzdem spürt man keine Hektik. Autos hupen nur selten und halten auch an, wenn wir versuchen, die andere Straßenseite zu erreichen.Eine bunte Mischung aus Anzugträgern, Uniformierten, Männern in Arbeitskleidung mit dicken Arbeitsschutzschuhen, leger und traditionell gekleideten Menschen sind unterwegs.Uns fällt auf, dass nur wenige Sonnenbrillen tragen. Die Augen der Einheimischen sind vermutlich an die Sonne gewöhnt.
Aus der Hitze hinein in den Metrobahnhof, und sofort fange ich an zu frieren. Mittlerweile freue ich mich nach längerem Aufenthalt in klimatisierten Gebäuden richtig darauf, endlich wieder ins Warme zu kommen. Es ist sehr angenehm, von dieser warmen Wolke umhüllt zu werden.
Wir starren fasziniert auf ein vierköpfiges Team von Menschen mit grüner Leuchtweste, die die Aufschrift „Engineering“ trägt. Sie untersuchen ein etwa 1,5 cm großes Stück Fugenkitt, der sich im Fußboden herausgelöst hat und fotografieren den Schaden. Man vergleicht ja dann sofort mit der vermutlichen Bewältigung eines solchen Problems in Deutschland. Höchstwahrscheinlich würde das gar niemand bemerken, aber keinesfalls würden sich vier Leute darum kümmern!
Ein letztes Mal nehmen wir den anstrengenden Weg zur Dubai Mall auf uns, denn nur von hier aus hat man Zugang zum Burj Khalifa. Anstrengend deshalb, weil der Übergang von der Metro zur Mall noch nicht fertig ist und statt dessen ein Shuttle-Bus fährt. Der ist immer schrecklich voll und wir stehen eingequetscht zwischen anderen Menschen. An der Haltestange stülpt sich eine feuchtkalte Hand über meine. Das ist eklig! Die Fahrt dauert aber nicht lange und ich muss das nur kurz ertragen. Wir sind das Stück auch schon gelaufen, das ist durchaus machbar, aber dazu muss man über die Baustelle tanzen. Macht auch keinen Spaß.
Nun ist es soweit, wir finden Einlass zum höchsten Turm der Erde. Zunächst wird der Besucher durch schillernde, chromblitzende und mit Infovideos versehene Gänge geschleust, so dass man auf dem Weg zum Aufzug alle wichtigen Informationen zur Baugeschichte erhalten hat. Ein eingespieltes Team von Hostessen geleitet uns mit fließenden Bewegungen vor die Türen des spektakulären Fahrstuhls. Sobald die Fahrt beginnt, ertönt flotte Musik, man wähnt sich mitten im Sternenhimmel und merkt nur an dem Druck auf den Ohren, dass man in Bewegung ist. Ein Stockwerkzähler rattert wie die Schuldenuhr der Bundesrepublik. Zehn Sekunden später befindet man sich im 124. Stockwerk. Die Aussichtsplattform ist geteilt – eine Hälfte unter freiem Himmel mit Glasscheibe ringsum, die von ca. 20 cm hohen Öffnungen ins Freie durchbrochen ist, die andere Hälfte ist innen, aber natürlich auch mit Glasfront. Nun wandern wir ganz langsam ringsherum, schauen und staunen ehrfürchtig und suchen die Plätze, Gebäude, Straßen und Parks, wo wir uns in der Woche herumgetrieben haben. Alles können wir nicht sehen, weil wie immer eine salzig-feuchte Dunstglocke über der Stadt hängt, so sind z.B. die Palmeninseln nur zu erahnen. Aber direkt unter uns, am Fuße des Burj Khalifa, breitet sich märchenhaft das neue Alt-Dubai mit dem See vor uns aus. In diesem Moment beginnt  dort unten wieder das Fontänen-Schauspiel, so dass wir es nun auch noch aus der Vogelperspektive betrachten können. Von hier oben erkennt man ebenso die Wüste, die sich nahtlos anschließt und noch deutlicher macht, was hier für ein gigantisches Bauprojekt im Gange ist. Vieles befindet sich im Entstehungsprozess, manches davon soll bis zur Expo 2020 fertig sein, die in Dubai stattfinden wird. Ich habe gelesen, dass eine der Palmeninseln (die in der Nähe des Bahnhofes, aus dem wir nicht rausdurften), noch größer wird als die fertige und im Halbkreis von einer Wasserstadt umbaut wird, die doppelt so groß wird wie Hongkong. Das ist dann die sogenannte Waterfront, eine ökologische Vorzeigestadt. Auf der Insel sollen später 300.000 Menschen leben.
Wir haben also ein Dubai kennengelernt, das sich im Entstehungsprozess befindet und jetzt nur einen Bruchteil  des geplanten Ausmaßes darstellt. Allerdings geht die Weltwirtschaftskrise an den Emiraten auch nicht spurlos vorbei, und so ist die Beibehaltung des rasanten Tempos sehr fraglich.
Sehr froh, doch noch diese Turmbestegung unternommen zu haben, sausen wir auf dem gleichen Weg wieder hinunter. Ich möchte mir unbedingt Infomaterial mitnehmen, um alles später in Ruhe nacharbeiten zu können. Doch in dem Shop gibt es kein einziges Buch! Das überrascht und enttäuscht mich nun aber doch. Ok, man hat mich vorm Geldausgeben bewahrt. Es ist jetzt 15 Uhr. Zwei Stunden waren wir oben! Ich möchte unbedingt ein letztes Mal baden gehen, Georg eher nicht. Er scheut die Sonne wie der Teufel das Weihwasser. Aber der Hunger meldet sich. Da Karama auf dem Weg liegt zur Badestelle am Creek, steigen wir nochmals dort aus, gehen in ein hygienemäßig recht fregwürdiges Falafel-Lokal. Aber es wird alles frisch zubereitet und schmeckt einfach göttlich! Vor allem die Frucht-Milchshakes. Ich bestelle Kiwi, Georg Avocado. Lecker! Nun ist es schon nach 16 Uhr, um 18:30 Uhr fällt die Sonne ins Meer. Ich will baden!!!  Etwas missmutig trabt Georg neben mir her und geleitet mich von der Metro zum Creek-Park, wo wir am ersten Tag schon mal waren. Ich kann mich an den Weg anfangs nicht erinnern, wofür ihm irgendwie das Verständnis fehlt. Ich bin über 50!!
Endlich dort angekommen, ist zwar die Sonne noch kurze Zeit unsere treue Begleiterin, aber an sämtlichen Badestellen, die auch der Reiseführer als solche ausgibt, stehen große Schilder mit einem durchgestrichenen Schwimmer. Toll! Jetzt bin ich schlechtgelaunt. Kann mich ja hier auch nicht als Einzige im Bikini an den Strand legen, während in 10 m Entfernung auf der Promenade die Verhüllten spazierengehen. Komme ich mir auch blöd vor. So ziehe ich wenigstens die Hose aus und lasse die schwache Sonne an meinen Beinen lecken.
Georg wartet geduldig auf dem Steg, bis ich ausgebockt habe, dann beschließen wir, unserer Lieblingshalbinsel Al Ras einen letzten Besuch abzustatten und in unserem Stammlokal, wo wir mittlerweile auch beim Vorbeischlendern erkannt und begrüßt werden, essen zu gehen und ein Pfeifchen zu rauchen. Gesagt, getan. Mit schweren Beinen und dicken Füßen schauen wir nach, ob vielleicht heute der Gewürzsouk geöffnet hat. Jawohl! Allerdings besteht er nur aus einem Laden, sehr merkwürdig. Eigentlich ein sehr schönes Ambiente, doch alle anderen Läden sind geschlossen. Nicht so schlimm, unser Geld ist eh fast alle. Wir schippern mit einem Abra zum anderen Ufer, schlendern am Regierungssitz und dem Gericht entlang, drehen eine weitere Runde durch das historische Viertel Bastakya und können am Hafen beobachten, wie die scheinbar hunderte von Jahren alte Boote entladen werden. Die unterschiedlichen Waren werden nur mit Muskelkraft bewegt und man steht da und staunt und wundert sich. Einerseits stampfen die Menschen dort eine hochmoderne Stadt in den Wüstensand, während andererseits die Zeit stehengeblieben zu sein scheint und Verlademethoden zum Einsatz kommen, die an Freibeuter der Meere erinnern.
Vor fast jedem Imbiss liegen immer grüne, junge Kokosnüsse, die als Erfrischungsgetränk angeboten werden. Müssen wir auch probieren! Sie werden aufgeschnitten und mit einem Strohhalm ausgesüffelt. Schmecken überhaupt nicht nach Kokos, sind aber sehr durstlöschend. Endlich können wir stöhnend auf die Stühle des Shisha-Restaurants sinken. Es gibt wieder sehr leckeres Essen. Die Shisha erzeugt diesmal angenehme Schwindelgefühle, allerdings mache ich als Nichtraucherin wohl was falsch, muss immerzu husten und es kratzt im Hals. Gegen 23 Uhr brechen wir auf. Man ist jedes Mal versucht, Trinkgeld zu geben, wird dann aber irritiert angeschaut. Deshalb bezahlen wir passend. Überhaupt wird bei Kleckerbeträgen gerundet, auch im Supermarkt. Es sind deshalb nur noch wenig Münzen im Umlauf.
Mit schweren Beinen, die vom Pflastertreten und der Hitze wieder ein Stück mehr lädiert worden sind (vor allem das linke – bei mir spielt sich alles Schlechte in der linken Körperhälfte ab), trotte ich neben Georg zur Metro und zurück ins Hotel. Mit logistischem und kraftvollen Einsatz schaffen wir es, unsere heutigen Errungenschaften ebenfalls in den Koffern zu verstauen und haben arge Bedenken wegen der 20-kg-Grenze. Nun aber ganz schnell schlafen, denn morgen klingelt um 5 Uhr der Wecker.

Freitag, 24.08.2012
Kurz nach 6 Uhr verlassen wir das Hotel und werden mit dem Transporter zum Flughafen gekarrt. Da wir relativ spät dran sind, müssen wir auch gar nicht mehr lange herumsitzen und warten, sondern sitzen schon bald im Flieger, der 7.50 Uhr starten soll. Dieses Flugzeug ähnelt dem vom Hinflug, ist aber wesentlich moderner ausgestattet. Wir haben nun 6 Stunden Flugzeit vor uns. Obwohl für jeden wieder eine Decke bereit liegt, friere ich ganz doll  und bin für jede Hitzewelle dankbar. Dann wieder Zwischenlandung in München, Kaffee zapfen, Zeitungen ramschen, und schon ist es 13 Uhr MEZ . Auf geht’s nach Berlin! Hinter uns sitzen zwei Quasselstrippen, junge Männer, die mal Ärzte werden wollen. Mein Gott, was die sich alles zu erzählen haben. Wir sind sehr dankbar, dass uns solche Nervensägen auf dem langen Flug erspart geblieben sind.  Alles klappt wunderbar, auf unser Gepäck müssen wir auch nicht lange warten und stehen so kurze Zeit später an der Bushaltestelle, um mit dem TXL zum Alex zu fahren. Verwöhnt vom Standard in den öffentlichen Verkehrsmitteln in Dubai, sehen wir jetzt einiges mit anderen Augen. Es geht regelrecht provinziell zu hier und muss auf Touristen aus dem Ausland einen recht verwirrenden und unfreundlichen Eindruck machen. Wenn man des Deutschen nicht mächtig ist, hat man ganz schlechte Karten. Ein junger Mann fragt den Busfahrer, wann der letzte Bus nach Tegel zurückfährt (auf englisch). Da dieser nicht weiß, was der Touri von ihm will, schüttelt er einfach nur den Kopf. Eine Frau im Business-Dress wird auf englisch  angesprochen und um Tipps für einen Kurzaufenthalt in Berlin gebeten. Zunächst nicht gerade vor Freundlichkeit sprühend, gibt sie widerwillig Auskunft, redet sich dann aber in Form und hört gar nicht mehr auf, was der Fragestellerin dann offensichtlich auch auf den Keks geht. Als die „Fremdenführerin“ ausgestiegen war, sagt sie zu ihrem Freund: „Die war wahrscheinlich froh, dass sie mal englisch reden konnte!“
An jeder Haltestelle macht der Busfahrer darauf aufmerksam, dass das Einsteigen nur vorne gestattet ist. Interessiert keinen. Der Arme lässt es dann dabei.
Wir fahren an unzähligen Baustellen vorbei, alle wichtigen Sehenswürdigkeiten sind eingerüstet oder verhüllt. Aber am Schlimmsten finde ich das Bundeskanzleramt. Das sieht geradezu räudig aus und repräsentiert unsere Regierung! Überhaupt ist es überall dreckig, in der Bahn wird gegessen und laustark telefoniert: „Ey, spinnst du?! Ruf mich nie wieder an!!“
Wir sind in Berlin. Und bald ist das alles wieder normal.